Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn bekommen ein «Haus der Kirche»
SCHWEIZ
Nach langer und engagierter Diskussion hat die Synode der reformierten
Kirchen Bern-Jura-Solothurn am Dienstag das Projekt für ein «Haus der
Kirche» an der Altenbergstrasse 66 mit 153 : 5 Stimmen bei sechs
Enthaltungen genehmigt. Ein Rückweisungsantrag sowie zwei Ergänzungsanträge
scheiterten klar.
RNA/comm.
Das Projekt soll die gesamtkirchlichen Dienste von heute sieben Standorten
per 1. Januar 2013 unter einem Dach zusammenschliessen. Kirchenrat Hans
Ulrich Krebs vertrat die Vorlage und nahm verschiedene Impulse für die
Detailarbeit auf. Er begegnete dem Vorbehalt, die Zentralisierung könnte
zur Einschränkung der Fachbereiche führen. Der Synodalrat verspricht sich
vielmehr ein engeres Zusammenarbeiten. Der Entscheid fiel nach
zwanzigjähriger Vorgeschichte: Der Basisauftrag der Synode stammt aus dem
Jahr 1988, seit 2006 sind Projektkredite im Voranschlag. Mit der Stiftung
Diakonissenhaus Bern (DHB) konnte auf der Basis einer Rohbaumiete eine
tragfähige Lösung getroffen werden. Die eigenen Investitionen belaufen sich
auf rund 2,5 Millionen. Dazu kommen Mobilien, die eine Investitionssumme
von 2,9 Millionen ergeben. Dank Einsparungen beim EDV-Netzwerk und der
Telefonie sowie Synergienutzungen im administrativen Bereich erscheint das
Geschäft kostenneutral.
Thurgauer Synode verärgert über Gesangbuchverein
SCHWEIZ
Die Synode der Evangelische Landeskirche Thurgau sistiert den
Jahresbeitrag an den Gesangbuchverein. Der Kirchenrat hält Kritik an der
Ausrichtung von Heks und Mission 21 teils für berechtigt.
RNA/comm.
Zahlreiche Votanten, vor allem aus der Pfarrerschaft, brachten ihre
wachsende Ungeduld über das nunmehr zehnjährige Verzögern von geplantem
Begleitmaterial als Hilfsmittel zum Kirchengesangbuch zum Ausdruck. Sie
forderten ein deutliches Zeichen gegen die unzuverlässige Arbeit des
zuständigen Verlags. Mit 63 zu 35 Stimmen folgte die Synode dem Antrag von
Pfarrer Hansruedi Vetsch aus Frauenfeld, wonach 2010 der Thurgauer
Jahresbeitrag an den Gesangbuchverein in Höhe von 9300 Franken zu sistieren
und in einem Jahr erneut darüber zu befinden sei. Die Befürworter erhoffen
sich damit deutliche Signalwirkung.
Thomas Pfister, Amriswil, zeigt sich befriedigt von der Antwort des
Kirchenrats auf seine Interpellation bezüglich der öffentlichen Kritik am
Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (Heks) und an Mission 21.
Der Kirchenrat hält fest, dass er die Kritik an der Ausrichtung von Heksund
Mission 21 in einzelnen Punkten teile. Dem HEKS gegenüber habe er zu
verstehen gegeben, dass er sich mehr «Kirchennähe» wünsche. Als wertvoll
erachtet der Kirchenrat das weltweite Netz von Kirchenbeziehungen, das
Mission 21 unterhält. Dass niemand die Diskussion beantragte, deutet
daraufhin, dass die Synode die kirchenrätliche Auffassung teilt.
Nach dem Umbau vom «Fehrenhaus», dem künftigen Haus der Erwachsenenbildung
der Evangelische Landeskirche Thurgau, wird die kirchliche
Erwachsenenbildung gesamthaft in der Kartause Ittingen untergebracht. Der
erneuerte und den aktuellen Verhältnissen angepasste Kooperationsvertrag
zwischen der Landeskirche und der Stiftung Kartause Ittingen wurde gut
geheissen, die hat einen Investitionskredit von 500’000 Franken genehmigt.
Die verschiedenen Zweige der Erwachsenenbildung sollen nun auch
organisatorisch zusammengeführt werden: Die noch in Weinfelden
untergebrachte Dienststelle für gemeindebezogene Erwachsenenbildung wird
neu der operativen Führung des künftigen tecum-Leiters Pfarrer Thomas
Bachofner übertragen.
Das Budget 2010 rechnet bei einem Aufwand von 4,96 Millionen mit einem
Fehlbetrag von 29’456 Franken, das ist halb so viel wie im Finanzplan
vorgesehen. Der Zentralsteuerfuss wurde seit 2001 gleichbleibend auf 2.5
Prozent festgesetzt. Synodalpräsident Pfarrer Peter Wydler leitete wegen
Ablauf der Amtsperiode seine letzte ordentliche Synode und verabschiedete
sich mit persönlichen Gedanken über den Klimawandel in der Kirche.
Europarat zutiefst besorgt über Minarettverbot
WELT
Das Votum der Schweizer Bevölkerung für ein Minarett-Bauverbot ist im
Europarat auf massive Kritik gestossen. Der Entscheid gebe Anlass zu
«tiefer Besorgnis», erklärte der Präsident der Parlamentarischen
Versammlung des Europarats, Lluis Maria de Puig, am Montag.
RNA/sda
Das geplante Minarett-Verbot könne bei den Muslimen das «Gefühl des
Ausgeschlossenseins» verstärken und damit die existierenden Gräben in der
Gesellschaft noch vertiefen. Das Votum der Schweizer zeuge von Ängsten vor
dem islamischen Fundamentalismus, die es in der Schweiz und auch anderswo
in Europa gebe, hiess es in einer Mitteilung des spanischen Sozialisten.
Das Verbot von Minaretten sei aber nicht geeignet, das Übel des
Fundamentalismus an den Wurzeln zu packen. Die Massnahme stehe auch im
Widerspruch zu den Werten, für die der Europarat eintrete - etwa Toleranz
gegenüber Religionen.
Die Schweiz hat erst vor zwei Wochen turnusgemäss für sechs Monate den
Vorsitz im Ministerkomitee des Europarats übernommen. Damit leitet
Aussenministerin Micheline Calmy-Rey die Sitzungen auf Ministerebene. Dem
Europarat gehören 47 Länder an - bis auf Weissrussland alle Staaten
Europas.
Islamisches Zentrum in Will SG ohne Minarett
SCHWEIZ
Das geplante Islamische Zentrum in Wil soll ohne Minarett gebaut werden.
Dies sagte der Präsident des Dachverbands Islamischer Gemeinden der
Ostschweiz und des Fürstentums Liechtenstein, Hisham Maizar, am Montag im
Regionaljournal Ostschweiz von Radio DRS.
RNA/sda
Der Islamische Verein Wil nehme die Annahme des Minarett-Verbots durch das
Schweizer Volk zur Kenntnis, sagte Maizar am Montag im Regionaljournal
Ostschweiz von Radio DRS. Das Baugesuch in Wil werde ohne Minarett
eingegeben. Einen Gang an die Gerichte schloss Maizar aus.
In Wil plant der Islamische Verein seit längerem den Bau eines
Gemeindezentrums. Ein Baugesuch wurde bisher aber noch nicht eingereicht.
Die Pläne sind im Detail nicht bekannt.
Als das Projekt im Sommer 2006 publik wurde, regte sich in der Ostschweiz
Widerstand gegen Minarette. Ein Komitee formierte sich um Lukas Reimann
(SVP), damals noch St. Galler Kantonsrat. Die Minarett-Gegner reichten im
Kantonsrat und im Wiler Stadtparlament mehrere Vorstösse ein.
Pfarrer Markus Christ Ehrendoktor
SCHWEIZ
Die Universität Basel hat am Freitag an ihrem Dies Academicus sieben
Ehrendoktortitel verliehen. Frisch gebackener Doktor «honoris causa» ist
auch Pfarrer Markus Christ, ehemaliger evangelisch-reformierter
Kirchenratspräsident von Baselland.
RNA/sda
Markus Christ erhielt den Ehrentitel von der Theologischen Fakultät. Nach
27-jährigem Wirken als Gemeindepfarrer im Baselbiet war der 62-Jährige von
2000 bis Mitte 2009 hauptamtlicher Präsident des Kirchenrats der
Evangelisch-reformierten Kirche Baselland. In dieser Funktion habe er eine
«offene und tolerante Gestalt» des reformierten Christentums
mitverantwortet, hält die Fakultät fest.
Christ habe zudem die universitäre Theologie und eine qualifizierte
Ausbildung von Theologinnen und Theologen auf vielfältige Weise
unterstützt. Gewürdigt wird schliesslich auch Christs Engagement im
Vorstand der Reformierten Medien. Dort habe er die öffentliche Präsenz
religiöser und kirchlicher Themen in der pluralistischen Gesellschaft der
Schweiz gefördert.
Offener Brief an die Kirchgemeinden der Schweiz
SCHWEIZ
Die Interessengemeinschaft IG Stiller, die auf www.nachtruhe.info seit
Jahren gegen Nachtruhestörung durch Kirchenglocken ankämpft, schreibt in
ihrer Medienmitteilung zum Ausgang der Antiminarett-Initiative nur zwei
Sätze. «Aus Rücksicht auf unsere geschockten muslimischen Mitbürger sollten
wir ab sofort auf akustische christliche Machtdemonstrationen verzichten.
Die Augen kann man schliessen, die Ohren nicht», schreibt die IG in ihrem
Offenen Brief an die Kirchgemeinden der Schweiz.
Kirchenbund: «Minarett-Verbot belastet den gesellschaftlichen
Zusammenhalt»
SCHWEIZ
Das Minarett-Verbot löse keine Probleme, sondern werde neue schaffen,
schreibt der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) in seiner
Stellungnahme.Gegenseitiger Respekt sei Voraussetzung für gelingende
Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
RNA/comm.
Der SEK erachtet den heutigen Abstimmungsentscheid zur Minarett-Initiative
als eine Belastung für die Freiheitsrechte: «Es darf nicht sein, dass
religiöse Minderheiten jetzt damit rechnen müssen, ungleich behandelt zu
werden», so Thomas Wipf, Präsident des Rates SEK. «Die allgemeine Geltung
der Menschenrechte, insbesondere das Recht auf freie Ausübung des Glaubens,
sind Errungenschaften, die nicht aufgegeben werden dürfen.»
Die evangelischen Kirchen nehmen die Befürchtungen eines Teiles der
Bevölkerung vor den Folgen der Pluralisierung der Gesellschaft laut SEK
ernst. Die Religionsgemeinschaften seien jetzt in besonderer Weise
gefordert, ihren Beitrag zu einem friedlichen Zusammenleben zu leisten. Sie
könnten vorleben, dass ein gelingendes Miteinander in der Schweiz heute
möglich sei. «Darum rufen die evangelischen Kirchen die Muslime auf, ihre
Organisation transparent zu gestalten und sich im Rahmen unseres
Rechtsstaates aktiv am gesellschaftlichen Miteinander zu beteiligen.»
Rat der Religionen: Bemühungen um Integration verstärken!
SCHWEIZ
Die Annahme der Minarettinitiative zeigt nach Auffassung des
Schweizerischen Rats der Religionen (SCR) eine verbreitete Verunsicherung
in der Bevölkerung. Die Bemühungen im Bereich der Integration müssten auf
allen Seiten verstärkt werden. Der SCR setze sich für konkrete Massnahmen
ein.
RNA/comm.
Der Schweizerische Rat der Religionen bedauert die Annahme der
Volksinitiative «Gegen den Bau von Minaretten«. Damit sei kein Problem
gelöst. Der Entscheid des Schweizer Stimmvolks dürfe aber nicht als
generelle antiislamische Haltung instrumentalisiert werden; er sei vielmehr
Ausdruck einer breiten gesellschaftlichen Verunsicherung. «Juden, Christen
und Muslime müssen sich in Zusammenarbeit mit allen anderen
gesellschaftlichen Gruppen noch entschiedener für die Respektierung der
Freiheitsrechte, für den Dialog mit der muslimischen Bevölkerung und für
den Weg der Integration einsetzen», schreibt der SCR. Dies seien Werte, die
die Schweiz stark machten.
Aktive Integrationspolitik fordert laut Rat der Religionen die Kräfte
aller. Von Seiten der politischen, religiösen und zivilgesellschaftlichen
Institutionen sollten Zuziehende aus anderen Religionen und Kulturen
vermehrt willkommen geheissen, über die Gebräuche und Regeln in unserem
Land informiert und auf dem Weg der Integration begleitet werden.
Der Schweizerische Rat der Religionen ruft alle dazu auf, sich auf die
schweizerische Werte- und Rechtsordnung sowie auf die freiheitliche
Gesellschaft einzulassen. Der SCR lädt die islamischen Gemeinschaften ein,
bei der Bildung ihrer Strukturen z.B. auf die Erfahrungen der christlichen
Kirchen oder der jüdischen Gemeinden zurückzugreifen.
Der Respekt vor den jeweiligen Überzeugungen der anderen sei die
Voraussetzung für den Umgang mit Differenzen und das friedliche
Zusammenleben. Der Schweizerische Rat der Religionen will den Dialog zu
Fragen der gemeinsamen Werte- und Rechtsordnung weiterhin führen und auf
allen Ebenen fördern.
Islamische Verbände bedauern Minarettverbot
SCHWEIZ
Den Initianten sei es leider gelungen, mit ihrer verzerrenden Propaganda
bei einer Mehrheit der Stimmenden Ängste zu mobilisieren, die nichts mit
dem Islam in der Schweiz zu tun hätten. «Denn die hier lebenden Muslime
bekennen sich zur Schweizer Verfassung und Rechtsordnung.» Dies schreiben
in einer gemeinsamen Stellungnahme Farhad Afshar, Präsident der
Koordination Islamischer Organisationen Schweiz, und Hisham Maizer,
Präsident der Föderation Islamischer Dachverbände der Schweiz.
RNA/comm.
Das Befremden der Schweizer Muslime sei gross, dass nun ihre
Verfassungsrechte verletzt werden sollten. Viele hätten das Gefühl, dass
ihr Glaube und ihre Daseinsberechtigung in der Schweiz infrage gestellt
seien. «Die muslimischen Verbände stehen trotz allem zur Schweiz und ihren
Institutionen», steht aber in der Stellungnahme. «Dankbar nehmen sie zur
Kenntnis, dass der Bundesrat, das Parlament, die meisten Parteien und
unsere Schwesterreligionen Judentum und Christentum sich für das Grundrecht
der Religionsfreiheit und den Schutz der Minderheit eingesetzt und die
Minarettverbotsinitiative abgelehnt haben.»
Die muslimischen Verbände haben erkannt, dass mit dem Ja vom Sonntag ihre
Verantwortung noch gewachsen ist, auf legitime Befürchtungen in der
Schweizer Bevölkerung einzugehen und zu antworten. «Wir müssen unsere
Öffentlichkeitsarbeit verstärken, um Missverständnissen und Vorurteilen
über den Islam und die Muslime zu begegnen.» Afshar und Maizer laden darum
alle Kreise ein, mit den Muslimen nach konstruktiven Lösungen für ein
friedliches Zusammenleben zu suchen.
Bischof Norbert Brunner hält Zölibatabschaffung für möglich
SCHWEIZ
«Es gibt keine Wesens-Verbindung zwischen dem Zölibat und dem
Priestertum», sagt Norbert Brunner, seit September Präsident der Schweizer
Bischofskonferenz und ab 2010 auch Mitglied des Schweizerischen Rats der
Religionen.
RNA
Er halte es für möglich, den Pflichtzölibat abzuschaffen, meint Norbert
Brunner, Bischof von Sitten, in einem Interview der «NZZ am Sonntag». Da
Brunner keine Wesens-Verbindung zwischen Zölibat und Priestertum
feststellt, sollten seiner Meinung nach auch verheiratete Priester möglich
sein. Als eine freiwillige Lebensform müsse der Zölibat aber bestehen
bleiben. Brunner schränkt allerdings ein, diese Frage müsse von der
römisch-katholischen Gesamtkirche geregelt werden.