Schweizer Grüne: Knaben-Beschneidung soll diskutiert werden
SCHWEIZ
In einem neuen Positionspapier zur Gleichstellung will der Vorstand der
Schweizer Grünen, dass auch die Beschneidung von Knaben «offen diskutiert»
wird. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) hat mit Befremden
darauf reagiert.
RNA/ta/kipa
In der traditionellen Beschneidung sehen die Juden ein zentrales Element
ihrer Religionsfreiheit. Jeder Versuch, die von der jüdischen oder der
muslimischen Religion praktizierte Beschneidung («Zirkumzision»)
einzuschränken, wäre nach Ansicht des SIG ein Eingriff in das Recht auf die
freie Religionsausübung. Im Positionspapier heisst es unter anderem: «Die
Grünen kämpfen gegen die Genitalverstümmelung, diese sind bei Mädchen und
Frauen strikte zu bestrafen.» Das Papier hat laut verschiedenen
Medienberichten vom 12. Januar in der Partei der Grünen selber ein
teilweise sehr kritisches Echo ausgelöst. Es sei veraltet und wirke
verstaubt und überholt, kritisierte etwa die Zürcher Kantonalsektion und
verlangt die vollständige Rückweisung des Papiers. – Das Papier macht sich
unter anderem auch für Frauenquoten für Verwaltungsräte, eine
Militärdispens für Männer mit Betreuungspflichten sowie eine gezielte
Verstärkung der Forschung über Gender-Fragen stark.
Das Papier soll am Samstag, 16. Januar, den Delegierten vorgelegt werden.
Es dürfte allerdings noch wesentlich überarbeitet werden.
Vatikan: Extreme Armut als Asylgrund anerkennen
WELT
Der für Migrationsfragen zuständige Kurienerzbischof Antonio Maria Veglio
hat sich für eine Anerkennung extremer humanitärer Notlagen als Asylgrund
ausgesprochen. Eine Auswanderung aus Verzweiflung sei keine freie
Entscheidung, sondern eine Flucht vor oft grossem Elend.
RNA/kipa
In dem am 12. Januar vorab veröffentlichten Beitrag kritisierte der
Kurienerzbischof und Präsident des Päpstlichen Migrantenrats in einem
Interview der italienischen Zeitschrift «Jesus» eine Abschottungspolitik
gegenüber Zuwanderern. Reiche Staaten schlössen sich immer mehr in einer
«Festung ihres erworbenen Wohlstands» ein und verteidigten ihren
Lebensstandard ohne Rücksicht auf fremde Not, so der Antonio Maria Veglio.
Er befürwortete auch eine raschere Einbürgerung von Migranten. Wer eine
geregelte Arbeit habe und Steuern zahle, die Gesetze und Traditionen
respektiere sowie die Sprache lerne und sich in das soziale Gefüge
eingliedern wolle, müsse auch am politischen Leben seines neuen
Heimatlandes aktiv teilnehmen dürfen.
Veglio äusserte sich zum Welttag der Migranten und Flüchtlinge, der von
der katholischen Kirche am kommenden Sonntag, 17. Januar, begangen wird.
Mehrheit der Israelis für Minarette
WELT
Eine Mehrheit der Israelis hat nichts gegen den Bau von Minaretten in
ihrem Land einzuwenden. Das ergibt eine von der Tageszeitung «Jerusalem
Post» am Montag veröffentlichte Meinungsumfrage einer amerikanischen
Nichtregierungsorganisation (NGO).
RNA/sda
Rund 500 jüdische Israelis seien befragt worden. Dabei antworteten sie auf
die gleiche Frage, wie das Schweizer Volk im vergangenen November. 43
Prozent der Befragten hätten nichts gegen den Bau von Minaretten
einzuwenden. 28 Prozent sprachen sich dagegen aus. Laut der NGO, die sich
für den Respekt von Menschenrechten einsetzt, sind es vor allem «religiöse
und Personen mit rechtem Gedankengut», die sich gegen den Bau ausgesprochen
haben. Die Tatsache, dass sich nur knapp ein Drittel der israelischen
Bevölkerung dagegen ausgesprochen hat, gebe Anlass zur Hoffnung auf ein auf
Respekt basiertes Zusammenleben zwischen Arabern und Juden, sagte der
Präsident der NGO gegenüber der «Jerusalem Post».
In der Krise arbeiten die protestantischen Kirchen zögerlich zusammen
SCHWEIZ
Die protestantischen Kirchen der Schweiz sind extrem kantonalisiert. Dies
schreibt die welsche Agentur Protestinfo am Montag. Auch die Bereitschaft
der Kantonalkirchen, regionale und nationale Organe mitzutragen, variiere
stark.
RNA
Die Kirchen hätten völlig verschiedene finanzielle Ressourcen, je nachdem,
ob sie sich in Neuenburg, Genf, Zürich oder Bern befänden, meint
Protestinfo. «Während die Romands in Krisenzeiten regionale oder nationale
Organisationen mittragen oder gar deren Entwicklung avisieren, ist die
Nützlichkeit solcher Organisationen für gewisse Deutschschweizer Kirchen
weniger dringlich.»
Wegen der Krise fänden es die reichen Kirchen der Deutschschweiz
schwierig, regionale und nationale Organe zu finanzieren, schreibt die
Agentur und zitiert den Zürcher Kirchenratspräsidenten Ruedi Reich: «Wenn
Sie die Gehälter und die Zahl der Pfarrstellen reduzieren müssen, ist es
heikel, den Menschen in den Kirchgemeinden zu erklären, dass
ausserkantonale Organisationen finanziert werden müssen.»
Zürcher Kantonsrat erklärt Initiative gegen Sterbetourismus für gültig
SCHWEIZ
Die Volksinitiative «Nein zum Sterbetourismus im Kanton Zürich!» kommt im
Herbst vor das Volk, obwohl die Zürcher Regierung dem Kantonsrat empfohlen
hatte, sie für ungültig zu erklären.
RNA/sda
Die Zürcher Regierung hält die Initiative für unvereinbar mit dem
Bundesrecht. Ihren Argumenten folgten am Montag aber nur 98 Parlamentarier
und nicht 114 (das hier nötige Zweidrittelsmehr).
Im Herbst 2009 hatte die EDU die Initiative mit fast 9.000 Unterschriften
eingereicht. Sie soll Auswärtigen aus anderen Kantonen und Ländern
verbieten, sich im Kanton Zürich beim Suizid helfen zu lassen. Die EDU
fordert ein grundsätzliches Verbot von Suizidbeihilfe, sofern die
sterbewillige Person nicht mindestens ein Jahr lang im Kanton gelebt hat.
Damit soll Sterbetourismus verhindert werden.
Bern: Pfarrpersonen für Hochzeitsmesse gesucht
SCHWEIZ
Vom 5. bis 7. Februar findet in der BEA bern expo die Messe für Hochzeit
und Geburt MariNatal, statt. Die Landeskirchen sind ökumenisch mit einem
Stand vertreten und suchen dafür Pfarrerinnen und Pfarrer.
RNA/comm.
Laut Homepage und Kreisschreiben der Reformierten Kirchen
Bern-Jura-Solothurn lebt der Auftritt der Berner Kirchen an der MariNatal
vom Einsatz der Pfarrpersonen. Denn die drei Landeskirchen legen bei ihrem
Auftritt das Hauptgewicht auf die vertiefte Beratung. Primär geht es darum,
angehende Brautpaare in Bezug auf die kirchliche Hochzeit zu beraten und
ihnen Anregungen und Tipps für die Gestaltung der Trauung zu geben. Dabei
wird auch die Bedeutung der kirchlichen Trauung sowie der Taufe zur Sprache
kommen, und es werden Fragen beantwortet, zum Beispiel zu
konfessionsverschiedenen Ehen oder Patenschaft.
Todesstrafe gegen Kanadier in Saudi-Arabien aufgehoben
WELT
In Saudi-Arabien wird der Prozess gegen den zum Tode verurteilten Kanadier
Mohamed Kohail neu aufgerollt. Dies erklärte der kanadische Aussenminister
Lawrence Cannon.
Kohail und sein jüngerer Bruder waren vor zwei Jahren in Saudi-Arabien
festgenommen worden, weil sie einen syrischen Studenten im Streit ermordet
haben sollen. Kohail wurde wegen Mordes zum Tode verurteilt, sein zur
Tatzeit noch minderjähriger Bruder zu einem Jahr Gefängnis und 200
Peitschenhieben.
Im streng islamischen Saudi-Arabien werden gemäss der Scharia Mord,
Vergewaltigung, Abkehr vom Islam, bewaffneter Raub und Drogenhandel mit dem
Tod bestraft.
Gedenkgottesdienst zum 10. Jahrestag von Flugzeugabsturz
SCHWEIZ
Am Sonntag hat in der reformierten Kirche Niederhasli ein ökumenischer
Gedenkgottesdienst
für die am 10. Januar 2000 bei Nassenwil ums Leben gekommenen Passagiere
und Besatzungsmitglieder von Flug LX498 stattgefunden. 50 Angehörige der
Opfer aus dem In- und Ausland reisten an.
RNA/comm.
Rund 200 Personen fanden sich zur kirchlichen Feier ein. Der Grossteil der
Besucher waren Einwohner von Niederhasli. Als unmittelbare Anwohner am
Unglücksort waren sie ebenfalls mitbetroffen. Auf Einladung des
Flughafenpfarramtes reisten rund 50 Angehörige
der Opfer aus dem In- und Ausland an. Im Zentrum des Gedenkaktes standen
zehn weisse Kerzen, die an die zehn Opfer erinnerten. Am Abend folgte um
die Absturzzeit bei Kerzenschein eine Andacht beim Gedenkstein in
Kastelhof/ Nassenwil. Mit den Gedenkfeierlichkeiten sollte ein Abschluss
der Trauerarbeit ermöglicht werden.
Bibel: Älteste hebräische Inschrift entziffert
WELT
Ein israelischer Forscher hat nach Angaben der Universität Haifa die
älteste derzeit bekannte hebräische Inschrift entziffert. Diese stamme aus
dem 10. Jahrhundert v. Chr., als der Überlieferung nach König David regiert
habe, teilte die Universität mit.
RNA/sda
Die Inschrift sei nicht nur ein Beweis dafür, dass das Königreich Israel
bereits existiert, sondern dass es zu dieser Zeit bereits Bibelinschriften
gegeben habe. Nach bisheriger Gelehrtenmeinung seien die Bibel oder Teile
der Bibel zu einem solch frühen Zeitpunkt nicht geschrieben worden.
Nach Angaben von Professor Gershon Galil von der Abteilung für
Bibelstudien an der Universität Haifa enthält die mit blauer Tinte auf
einer 15 mal 16,5 Zentimeter grossen Tonscherbe gefertigte Inschrift
Verben, die für das Hebräische charakteristisch sind. Auch das Wort Witwe
sei typisch für Hebräisch und in anderen lokalen Sprachen zur damaligen
Zeit anders geschrieben worden.
In der Inschrift wird den Angaben zufolge zum Schutz von Waisenkindern,
Witwen, Armen, Sklaven sowie zur Unterstützung von Fremden aufgerufen. Sie
erinnert nach Angaben von Galil unter anderem an Jesaja 1,17. Dort heisst
es: "Lernet Gutes tun, trachtet nach Recht und helfet den Unterdrückten,
schaffet dem Waisen Recht, führet der Witwe Sache."
Thurgauer Kirchenratspräsident: «Das Pendant zum Islam ist nicht die
Rechtsstaatlichkeit, sondern das Christentum»
SCHWEIZ
Der Kirchenratspräsident der evangelischen Thurgauer Kirche, Wilfried
Bührer, hat an der Mitarbeiterkonferenz am 5. Januar dafür plädiert,
christliches Selbstverständnis vermehrt religiös statt politisch zu
betonen.
RNA
Kirchenratspräsident Wilfried Bührer habe die Frage nach dem christlichen
Selbstverständnis ins Zentrum seiner Ansprache gestellt, wie es in einer
Medienmitteilung der Thurgauer evangelischen Kirche heisst. Westlich
geprägte Menschen empfänden es oft als Stärke, dass ihre
Religionszugehörigkeit durch kein festgelegtes Glaubensverständnis geprägt
sei.
Bührer sieht darin aber eher eine Schwächung des Christentums. Solange man
sich noch als Teil einer selbstverständlichen Mehrheitskultur verstehen
könne, möge es keine Probleme geben. Sollte sich dies ändern, nähmen
Aussenstehende Christen als spezifische Gruppierung wahr. „Wir, die
Christen dieses Landes…“ würde Bührer gern öfter hören. Doch statt Glaube
und Religion würden dem Islam vor allem aus der Aufklärung hervorgegangene
Grundwerte wie Rechtsgleichheit, Meinungsfreiheit, Menschenwürde,
Rechtsstaatlichkeit entgegengesetzt. Dabei wäre das Christentum das Pendant
zum Islam.
Dass Menschen sich bewusst als Christen verstünden, dass sie wüssten, was
das beinhalte und auch darüber reden könnten, für diese Begleitung bedankte
sich der Kirchenratspräsident bei den Thurgauer Pfarrerinnen und Pfarrern.