Weg-Wort vom 23. Juli 2009
Stille
Denn so spricht der Herr, der Heilige Israels: Nur in Umkehr und Ruhe
liegt eure Rettung, nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft. (Jes
30,15)
Ich sehne mich nach der Ruhe. In mir jagen sich die Stimmen und Gedanken.
Ständig meine ich mich und andere beschützen zu müssen und so renne ich
gegen alles an. Ich rede ständig, und keiner scheint mich zu hören. Ich
fühle mich ohnmächtig und wertlos.
Die Sehnsucht der Frau nach Stille ist gross, in ihr lärmt es. Still zu
werden wäre für sie Erlösung, das weiss sie.
Mystiker sagen, dass die Stille viel Ähnlichkeit mit Gott habe. Aller Klang
gehe aus ihr hervor und verhalle wieder in ihr. So wie alles von Gott kommt
und wieder zu ihm zurückkehrt.
In der Musik wechseln Klang und Stille geordnet. Ohne Pausen in der
Tonfolge gäbe es keine Melodie. Darum brauchen auch wir Momente der Stille.
Nur so können wir inneren Lärm zur Musik ordnen
Still werden ist am Anfang schwer. Man kann damit beginnen, indem man auf
die Töne hört, die einem gerade umgeben. Das kann der eigene Atem sein,
eine Klimaanlage, Strassenlärm, spielende Kinder, Wind, das Rascheln der
Blätter an den Bäumen usw. Die ungewollte Gedankenflut lässt sich bremsen,
wenn man die Sinne auf etwas richtet. Damit drängen wir den ständigen
Gedankenkram etwas zurück. Wir schaffen Raum für die Stille. Die Ruhe die
sich dann in uns ausbreiten kann, macht heiter. Mit ihr zieht die
Fröhlichkeit wieder ins Herz ein; die Lust am Leben ist wieder da.
Gelingt es den unkontrollierten Gedankenfluss zu unterbrechen, mit den
ersehnten Momenten der Stille, beruhigt sich die Seele. Ihre Oberfläche wird
glatt, wie bei einem stillen Teich. Sie wird zum Spiegel über den Gottes
Licht in die Welt strahlen kann. Von ihm fliesst uns wieder Vertrauen und
neue Lebenskraft zu.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch
Weg-Wort vom 16. Juli 2009
Aufbruch
Abraham ist mehr als eine legendäre biblische Gestalt. Abraham ist der
Typus, das Modell des Menschen und Glaubenden, der sich herausrufen lässt
aus Sicherheit und Geborgenheit, aus der Heimat auf neue, unbekannte Wege,
getragen einzig durch das Wort dessen, der ihn ruft und sendet.
Nicht jede und jeder von uns hat das Format eines Abraham. Wir hängen am
Gewohnten, Vertrauten, Erreichten. Nicht dass wir mit dem gegenwärtigen
Zustand zufrieden wären. Unser Jammern und Kritisieren beweist das
Gegenteil. Aber wir sind ebenso skeptisch gegen neue Methoden und
Lösungsversuche im wirtschaftlichen, politischen und auch kirchlichen
Bereich.
Diese Situation ist, so scheint mir, in einem kleinen berndeutschen Gedicht
des Dichter-Pfarrers Kurt Marti treffend ausgedrückt:
Wo chiemte mer hi? Wo kämen wir hin?
Wo chiemte mer hi Wo kämen wir hin,
wenn alli seite wenn alle sagten,
wo chiemte mer hi wo kämen wir hin,
und niemer giengti und niemand ginge,
für einisch zluege um mal zu schauen,
wohi dass me chiem wohin man käme,
we me ging. wenn man ginge.
Wir sind stets versucht, am Altvertrauten und Liebgewonnenen festzuhalten.
Wir stehen gerne abseits, wenn es darum geht, Neues zu wagen.
Gefragt sind abrahamitische Menschen, die sich aus den Sicherungen heraus
locken und in eine neue Zukunft führen lassen. Menschen, welche die
Vergangenheit hinter sich lassen und ausschauen nach dem Leben, das vor uns
liegt, nach einer Zukunft, die vieles für uns bereit hält, und nach einer
Welt, die auf unseren Einsatz wartet. Sind wir Söhne und Töchter Abrahams?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch