Weg-Wort vom 20. August 2009
Petrus heilt
Als der gelähmte Bettler nun Petrus und Johannes sah, wie sie in den Tempel
gehen wollten, bat er sie um ein Almosen.
Petrus aber sah ihm in die Augen, und mit Johannes zusammen sagte er: Schau
uns an!
Er sah sie an in der Erwartung, etwas von ihnen zu erhalten.
Petrus aber sagte: Silber und Gold besitze ich nicht; was ich aber habe, das
gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi des Nazareners, steh auf und zeig, dass
du gehen kannst! (Apg, 3)
Die Apostel Petrus und Johannes hatten dem Mann weit mehr zu geben, als
der sich erhofften konnte. Petrus forderte den Bettler auf ihm in die Augen
zu schauen. Das weckte beim Bettler Erwartungen. Er war bereit zu empfangen.
Petrus heilte ihn im Namen des Christus. Er reichte dem Mann die Hand und
befahl ihm aufzustehen. Dieser spürte wie seine Füsse erstarkten und ihn
trugen. Begeistert folgte der geheilte Mann Petrus und Johannes in den
Tempel. Er begann zu hüpfen und zu tanzen und Gott zu preisen. Die
Anwesenden staunten, da sie den Mann kannten, erzählt die Geschichte weiter.
Jesus möchte alle Menschen von ihren Lähmungen befreit und heil sehen. Mit
Heil sein meint er sämtliche Aspekte unseres Menschseins. Doch solange wir
uns in Abhängigkeiten schicken, mangelnde Bildung hinnehmen, von Geldsorgen
einschränken lassen und uns deshalb grämen, bleibt das Heil fern. Diese
Sorgen verhindern, dass wir uns als ganze Menschen entfalten.
Drücken wir uns davor, Lebensaufgaben zu lösen oder lassen wir Begabungen
brach liegen, dann lähmen sie uns. Das macht unzufrieden mit sich selbst
und dem was ist, denn man begnügt sich mit den Almosen des Lebens. Obwohl
man an der Situation leidet, nimmt man sie hin:Es ist halt so.
Damit verzichtet man darauf mehr von Gott und dem Leben zu erhoffen und nach
einem heileren Sein zu streben. Ungenutzte Begabungen wirken dabei wie
Stachel in der Seele. Die Wunde entzündet sich, beginnt zu eitern und macht
uns krank.
Immer wieder begegnet man Menschen, die versuchen einem mit Wort und Tat
aufzurichten. Sie hätten viel zu geben, weit mehr als man sich ausdenken
kann. Nur ist man bereit zu hören und ihnen erwartungsvoll in die Augen zu
schauen? Man ahnt es, das Heil werden ist meist ein mühsamer und langer
Prozess. Ist es möglich, dass man die Veränderung scheut und lieber im
vertrauten Leiden verharrt?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch
Weg-Wort vom 19. August 2009
Christ sein
Das hat mich ein Mann in der Seelsorge gefragt: An was misst meinen einen
Christen? Gute Frage! Wie hätte ihre Antwort gelautet?
Ich habe dem Mann gesagt: Ein Christ wird heute nicht daran gemessen, was er
sagt, sondern an dem, was er tut. Wenn er sich zum Frieden bekennt, wird er
mit diesem Mass gemessen: Kann er Frieden stiften? Wenn er die eine Kirche
bekennt und an den Gott glaubt, der aller Menschen Gott ist, wird das daran
gemessen, ob er mit denen zusammenleben kann, die zwar den gleichen Gott,
aber eine ganz andere Art haben als er.
Ertragt einander in Liebe, bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren
durch das Band des Friedens! (Eph 4.2f) Wir können aus den Ermahnungen
dieser Worte den Schluss ziehen, dass es auch in alten Zeiten nicht leicht
war, ins Leben umzusetzen, was die Christen glaubten und bekannten.
Christ zu sein ist eine Übungssache. Wer ein Musikinstrument spielt, muss
üben, auch wenn er musikalisch hoch begabt ist. Der Lehrer wird immer und
immer wieder die gleichen Anweisungen geben, bis dem Schüler der Umgang mit
dem Instrument zur zweiten Natur geworden ist. Bestimmt wird er seufzen über
die langweiligen Tonleitern und die vertrackten Übungsstücke. Aber nur wenn
er die Ausdauer hat, dies durchzustehen, lernt er sein Instrument wirklich
spielen.
Das Christsein ist nicht die erste Natur des Menschen, sondern seine
zweite Natur. Damit uns das Christsein zur zweiten Natur wird, werden uns
Übungshinweise gegeben. Es wird uns von Gott zugetraut, dass wir mit Liebe
und in Frieden leben können. Zutrauen ist die stärkste Kraft zu erreichen,
was in uns angelegt ist. Christ zu sein ist nicht leicht, aber es wird uns
zugetraut. Daran werden wir erinnert. Was wir heute noch nicht sind, können
wir immer noch werden: glaubwürdige Nachfolger in den Spuren Jesu Christi.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch
Weg-Wort vom 14. August 2009
Ich sah, was Gott den Menschen zu tun überlassen hat. Alles hat er so
gemacht, dass es schön ist zu seiner Zeit.. (Kohelet 3, 10)
Die schöne Sommerpause geht zu Ende. Die Schulen öffnen ihre Türen,
Lehrstellen werden mit klopfendem Herzen angetreten. Die Berufsleute nehmen
nach den Ferien mit neuem Schwung ihre Arbeit auf.
Im Sommer hat man Kräfte gesammelt. Wer reiste, durfte viel erleben. Wer
daheim blieb, konnte die ruhigen Wochen geniessen. So bereichernd die
Ferienzeit war, es ist auch schön wieder im Alltag zu sein.
Manches hat sich während unserer Abwesenheit für immer verändert. Wir
begegnen neuen Gesichtern, andere sind plötzlich nicht mehr da; auch
Abdankungen haben während unserer Abwesenheit stattgefunden.
Der Vers aus dem Buch Kohelet betont, dass alles gut sei, so wie es ist.
Damit sich diese Aussage bestätigt, sollten wir das Leben so annehmen
können, wie es gerade ist. Ferien sind gut, auch der Alltag ist gut.
Wie oft ärgern wir uns über das was nicht mehr ist oder bedauern, was nicht
sein durfte. Ist das auch gut? Die Weisheit im Spruch ist sich sicher. Auch
wenn wir uns über etwas aufhalten kann uns bewusst werden, dass es nicht
mehr zu ändern ist.
Der Schreiber des Buches Kohelet sagt darum: Lebe dein Leben, solange es
dir gewährt ist! Dazu bist du da. Warum plagst du dich und grämst dich -
überlege mal - was hast du davon?
Wenn du dir vergegenwärtigst, dass nichts Bestand hat, dann setzest du die
Prio-ritäten anders. Denn alles kommt und vergeht. Nimm dein Leben an, so
wie es ist. Esse und trinke, geniesse was dir zufällt!
Ob wir wissen, was Gott uns im Leben aufgetragen hat? Vielleicht geht es
darum, jeden Moment dankbar anzunehmen, im Wissen, dass alles seine Zeit
hat.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch
Weg-Wort vom 13. August 2009
Leuchtkäfer
Wenn ich in einer lauen Hochsommernacht am nahen Waldrand ein
Leuchtkäferchen entdecke, dann steigt in mir jedes Mal unwillkürlich die
Gewissheit auf: Ja, die Welt ist noch in Ordnung!
Dieses Jahr habe ich keines gesehen. Wir haben bisher auch einen
wechselhaften Sommer erlebt: Heisse und kühlnasse Tage, heftige Gewitter und
sintflutartige Regenfälle haben sich in rascher Folge abgelöst. Nicht gerade
ein Jahrhundertsommer, wie er (angeblich) früher einmal war, mit
Sonnenschein von Juni bis September.
Wenn man den Meteorologen und Klimaforschern Glauben schenken soll, wird
dieser Sommer nicht der letzte seiner Art gewesen sein. Und ich frage mich:
Was ist nur aus unserem Wetter geworden? Und was wird wohl noch alles daraus
werden?
Die Stimmen sind nicht zu überhören, die sagen, dass wir selber an der
spürbaren Klimaveränderung mitschuldig sind durch den Raubbau an der Natur
und den rücksichtslose Umgang mit unserer Umwelt.
Unsere Welt ist und bleibt Gottes Schöpfung. Es ist aber auch unsere Welt,
uns anvertraut, eine Welt, die wir mitgestalten können, die so sein soll,
dass sich alle darin wohl fühlen.
Wenn wir uns wirklich unserer Verantwortung bewusst werden, dann ist
vielleicht noch alles zu retten. Ich vertraue jedenfalls darauf, dass Gottes
Bund mit Noah ungebrochen gültig bleibt:
Solange die Erde währt, sollen nicht aufhören
Saat und Ernte, Frost und Hitze,
Sommer und Winter, Tag und Nacht. (Gen 8,22)
Wenn ich die verschiedenen Jahreszeiten beobachte und geniesse, dann wächst
in mir das Vertrauen, dass Gott auch die wechselnden Jahreszeiten meines
Lebens fest in Händen hält.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch