Bundesrat gegen Burka-Verbot
SCHWEIZ
Der Bundesrat will auch weiterhin kein Burka-Verbot. Denn in der Schweiz
gibt es nur wenige Frauen, die einen Ganzkörperschleier tragen. Die
Regierung schätzt ihre Zahl auf etwa hundert.
RNA/sda
Wie der Bundesrat am Freitag in einer Antwort auf eine Interpellation von
CVP-Präsident Christophe Darbellay (VS) schreibt, will er auch keinen
Unterschied zwischen Burka-Trägerinnen aus der Schweiz und dem Ausland
machen. Dies würde dem Gleichbehandlungsgebot widersprechen. Zwar ist der
Bundesrat der Ansicht, dass ein komplett verschleiertes Gesicht ein
Integrationshindernis darstellen kann. Gleichzeitig ermögliche es aber
diesen Frauen, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen. Ohne Schleier würden
sie bloss zu Hause weggeschlossen.
In einer Antwort auf eine Interpellation von Ulrich Schlüer (SVP/ZH)
erklärte der Bundesrat am Freitag zudem, weshalb er den geheimen Bericht
über «Islamistische Imame» nicht veröffentlichen will. Der Bericht sei nur
für die sicherheitspolitischen Entscheidungsträger bestimmt und enthalte
Informationen aus Geheimdienst-Quellen. Deren Preisgabe wäre mit dem
Quellenschutz nicht vereinbar. Zudem enthalte der Bericht auch
Informationen, die nicht mehr aktuell seien.
SEA befürwortet Verbot von Suizidhilfeorganisationen
SCHWEIZ
Ein Verbot der organisierten Suizidhilfe ist ein geeigneter Weg, um die
problematischen Aktionen der Sterbehilfeorganisationen zu stoppen und die
Würde des Menschen zu schützen. In diesem Sinne äussert sich die
Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) im Rahmen der Vernehmlassung zum
Gesetzgebungsverfahren betreffend organisierte Suizidhilfe.
RNA/comm.
Die SEA setzt sich laut einer Pressemitteilung für den absoluten und
wirkungsvollen Schutz des Lebens ein. Ein Verbot der Suizidhilfe durch
Suizidhilfeorganisationen (Variante 2 des Gesetzesentwurfs) sei der Weg, um
die durch die Sterbehilfeorganisationen ausgenutzte Gesetzeslücke zu füllen
und die rechtliche Lage zu klären. Aus Sicht der SEA bietet ein klares
Verbot der organisierten Suizidhilfe für kranke und hilflose Menschen auch
den nötigen Schutz gegenüber Missbrauch.
Die andere Variante des bundesrätlichen Vorschlags sieht vor,
Suizidhilfeorganisationen zu legalisieren, für diese aber strengere
Richtlinien zu erlassen (Variante 1). Dieser Vorschlag biete jedoch zu
wenig Gewähr, dass die Bestrebungen der Sterbehilfeorganisationen
wirkungsvoll und langfristig kontrolliert werden könnten. Zudem würde damit
der begleitete Suizid zu einer anerkannten Option, welcher die Sicht auf
einen absehbaren Missbrauch verdeckt. Die SEA lehnt deshalb dieser Variante
ab.
Eine Stellungnahme kann von der Webseite www.each.ch heruntergeladen
werden.
Chrischona feiert 170-Jahr-Jubiläum
SCHWEIZ/WELT
Das Gemeinde- und Missionswerk «Pilgermission St. Chrischona» feiert Mitte
März während drei Tagen sein stolzes Alter von 170 Jahren. Das Werk will
aber nicht nur das lange Bestehen feiern, sondern auch in der Zukunft
Geschichte schreiben.
RNA/comm.
Die Pilgermission St. Chrischona wurde 1840 von Christian Friedrich
Spittler mit dem Ziel gegründet, junge Handwerker biblisch-theologisch zu
schulen, um sie dann als «Pilgermissionare» in die Welt zu schicken. 1869
avancierte die Ausbildungsstätte in Bettingen zur ersten Evangelistenschule
im deutschen Sprachraum. Seither entstanden die ersten Chrischona-Gemeinden
in der Schweiz, ab 1875 dann in Deutschland und ab 1913 in Frankreich. 1909
kam die «Bibelschule für Töchter» dazu, ein für damalige Verhältnisse
progressives Unterfangen. Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden Gemeinden im
südlichen Afrika und in Luxemburg. In der Schweiz gibt es rund 100
Chrischona-Gemeinden. Seit Gründung des Werkes wurden gemäss
Chrischona-Webseite rund 3800 Männer und 2200 Frauen auf Chrischona
theologisch ausgebildet. Seit 2001 amtet Markus Müller als Direktor des
Werkes.
Im Zentrum der Jubiläumsfeier sollen Referate des deutschen
Pietismuskenners Prof. Peter Zimmerling stehen. Am Festgottesdienst vom 14.
März wird er über das Thema «Der Pietismus braucht Erneuerung» sprechen.
Beim Sponsorenlauf haben Prediger, Studierende, Mitarbeiter oder
Gemeindeglieder von Frankreich, Deutschland und der Schweiz die
Möglichkeit, das Werk läuferisch zu unterstützen. Dieses leide laut einer
Pressemitteilung unter einem Spendenrückgang von 18 Prozent gegenüber dem
Vorjahr. Die Sponsorensumme soll zur Hälfte dem Theologischen Seminar
Chrischona (tsc), der Rest dem neuen Campus-Studentenwohnheim «Morgenrot»
sowie Gemeindeaufbau-Projekten in Frankreich und Ostdeutschland zu Gute
kommen.
World Vision Schweiz: 2009 weniger private Spenden
Wie das Hilfswerk Heks hat auch World Vision Schweiz im Jahr 2009
Ertragseinbussen erlitten. Die privaten Spenden sind um 1,2 auf 42,1
Millionen Franken zurückgegangen.
SCHWEIZ
Der Gesamtertrag nahm allerdings um 10 auf 56,2 Millionen Franken zu, vor
allem weil es bei den öffentlichen Geldern Mehreinnahmen von 11,1 Millionen
Franken gab, wie World Vision Schweiz am Donnerstag mitteilte. World Vision
erhielt 2009 unter anderem Beiträge von Unicef und der Direktion für
Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA).
Für die Projektarbeit setzte World Vision Schweiz 49,4 Millionen Franken
ein. Zurzeit unterstützen 58'000 Personen in der Schweiz rund 65'000
Patenschaften.
Schweizer Bevölkerungsmehrheit steht hinter Entwicklungszusammenarbeit
SCHWEIZ
Entwicklungszusammenarbeit wird zwar oft kritisiert, doch 53 Prozent der
Schweizerinnen und Schweizer sind für eine Weiterführung auf bisherigem
Niveau. 30 Prozent wünschen gar eine Erhöhung. Dies zeigt eine
repräsentative Umfrage, die im Auftrag von Alliance Sud und dem Deza bei
1205 Stimmberechtigten durchgeführt wurde.
RNA
Die Wirksamkeit der Schweizer Entwicklungshilfe wird dort am höchsten
eingeschätzt, wo sie in Zusammenarbeit mit Schweizer Hilfswerken und direkt
(bilateral) mit den Ländern des Südens geschieht. 53 Prozent (8 Prozent
mehr als 2004) betrachten die Entwicklungszusammenarbeit klar als wirksame
Strategie zur Lösung der weltweiten Armuts- und Entwicklungsprobleme,
heisst es in einer Medienmitteilung vom Donnerstag. Die Stärkung des fairen
Handels und die Bearbeitung globaler Probleme gälten als vordringliche
Arbeitsfelder. Die Solidarität mit Menschen in Armutsregionen habe trotz
wirtschaftlicher Baisse keinen Einbruch erlitten.
SEK veröffentlicht Studie zu Migrationskirchen
«Neue Migrationskirchen in der Schweiz» heisst die am Donnerstag
veröffentlichte SEK-Studie zu den über 300 neuen Migrationskirchen in der
Schweiz. Zu ihnen gehören vor allem Migranten und Migrantinnen aus
Lateinamerika, Afrika und Asien.
RNA
Die Studie gibt auf nationaler Ebene erstmals einen Überblick zu
Organisationsform, Zahl und Mitgliedern der Migrationskirchen. Anhand
theologischer und sozialwissenschaftlicher Fragestellungen wird das
Verhältnis zur Gesellschaft allgemein sowie zu den einheimischen Kirchen
thematisiert: Die neue, fremde Vielgestalt von Kirche fordert das
christliche Verständnis von Gemeinschaft heraus. Welche Chancen bietet eine
gelingende Integration für die Vielfalt der protestantischen
Kirchengemeinschaft in der Schweiz? Theologisch sensible Punkte wie
Gottesdienstpraxis und Mission sowie das Bibel- und Amtsverständnis werden
in diese Überlegungen einbezogen.
Unter dem Leitgedanken «Zusammen Kirche sein» bietet die Studie konkrete
Handlungsperspektiven. Im Vordergrund stehen die Förderung der Begegnung
mit den Migrationskirchen, eine bessere thematische Vernetzung auf
nationaler Ebene sowie die Stärkung der integrativen Funktion von
Migrationskirchen für ihre Mitglieder und die Öffnung landeskirchlicher
Strukturen sowohl für Migrationskirchen als auch für einzelne Migrantinnen
und Migranten.
Der Lutherische Weltbund bedauert Bischöfin Kässmanns Rücktritt
WELT
Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Ishmael Noko, hat
am Donnerstag sein tiefes Bedauern über den Rücktritt von Margot Kässmann
von ihren Ämtern als Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen
Landeskirche Hannovers sowie als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche
in Deutschland (EKD) ausgedrückt.
RNA
Noko würdigte Kässmann «für ihren unschätzbaren Beitrag zur Arbeit des LWB
und für breite ökumenische Kreise nicht nur in Deutschland, sondern auch
weltweit». Ihre Amtseinführung als EKD-Ratsvorsitzende im Oktober 2009 sei
für ihn Anlass gewesen, ihre «wichtige Rolle als provokante öffentliche
Wortführerin für den christlichen Glauben in ihrer eigenen Gesellschaft und
in der ganzen Welt hervorzuheben».
Der LWB-Generalsekretär bete dafür, dass Kässmanns Entschuldigung von den
Institutionen und den Menschen, denen sie gedient habe, «angenommen wird,
während sie weiterhin Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche
Hannovers bleiben wird.».
Margot Kässmann tritt als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in
Deutschland zurück
WELT
Die hannoversche Landesbischöfin Margot Kässmann, Ratsvorsitzende der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ist mit sofortiger Wirkung von
beiden Leitungsaufgaben zurückgetreten. Gegen Kässmann wird wegen Alkohols
am Steuer ermittelt, nachdem sie am Samstagabend mit 1,54 Promille im Blut
von der Polizei gestoppt worden war.
RNA
Am Dienstagabend hatte der EKD-Rat seiner Vorsitzenden noch das Vertrauen
ausgesprochen. Doch heute nachmittag verlas Margot Kässmann nach
viermonatiger Amtszeit ihre Rücktrittserklärung. Sie sprach von einem
schweren Fehler, den sie zutiefst bereue.
Vorerst soll der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, der 62
Jahre alte Nikolaus Schneider, ihre Aufgabe als Ratsvorsitzender
wahrnehmen.
Gottfried W. Locher als SEK-Ratspräsident nominiert
SCHWEIZ
Der Berner Synodalrat hat den Theologen und Ökumeniker Gottfried W. Locher
einstimmig als Kandidaten für das Präsidium des Schweizerischen
Evangelischen Kirchenbundes (SEK) nominiert. Die Wahlen für die Nachfolge
des Ende Jahr zurücktretenden Präsidenten Thomas Wipf finden im Juni statt.
RNA
Gottfried W. Locher ist am Mittwoch im Rahmen eines Mediengesprächs vom
Berner Synodalrat als Brückenbauer, Theologe, erfahrener Leader und
Ökumeniker vorgestellt worden. Der SEK solle koordinieren und
repräsentieren, aber auch vermehrt theologische Plattforum darstellen,
sagte Synodalratspräsident Andreas Zeller in Bern und bekräftigte, der
Synodalrat der Kirchen Bern-Jura-Solothurn habe «einstimmig und aus
Überzeugung» beschlossen, sein Mitglied Gottfried Locher als Kandidaten für
das SEK-Präsidium vorzuschlagen.
Es gehe nicht um einen Berner Machtanspruch, wie dies in der «NZZ am
Sonntag» dargestellt worden sei, wurde am Mediengespräch vom Mittwoch
gesagt. Bern-Jura-Solothurn stelle dem Schweizer Protestantismus eine
Person zur Verfügung, die mit Sicherheit nicht Berner Partikularinteressen
vertreten werde.
Am Mediengespräch zugegen waren auch Synodalrat Lucien Boder,
SEK-Ratsmitglied und lange selber als Kandidat im Gespräch, sowie Pia
Grossholz-Fahrni, Vizepräsidentin des Synodalrates, die beide für Lochers
Kandidatur sprachen. Locher bringe «in der weltweiten Ökumene wichtige und
geschätzte theologische Überlegungen mit ein», sagte Pia Grossholz, für ihn
sei es selbstverständlich, sich in internationalen Gremien um Fragen von
«Faith and Order» oder von «Life and Work» einzubringen.
Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland spricht Margot Kässmann
Vertrauen aus
WELT
Nach ihrer Trunkenheitsfahrt vom Samstagabend hat der Rat der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) seiner Vorsitzenden Margot
Kässmann einmütig das Vertrauen ausgesprochen. Das teilte die EKD am
Mittwoch in Hannover nach einer Telefonkonferenz des Rats am Vorabend mit.
RNA/sda
Auf einer regulären Sitzung noch in dieser Woche will das Gremium eine
abschliessende Bewertung der Angelegenheit vornehmen. In ungeteiltem
Vertrauen überlasse der Rat Kässmann dann die «Entscheidung über den Weg,
der dann gemeinsam eingeschlagen werden soll», hiess es in der Erklärung
weiter.
Margot Kässmann war am Samstagabend in der Innenstadt von Hannover
betrunken am Steuer ihres Dienstautos erwischt worden. Die 51-Jährige hatte
mit 1,54 Promille Alkohol im Blut eine rote Ampel überfahren.