Schweizerisches Katholisches Bibelwerk
Bibelpastorale Arbeitsstelle
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Newsletter 27 / Juni 2008
Liebe Leserin, lieber Leser,
aus der Praxis für die Praxis ist das Leitwort dieses Newsletters, das
durch die gewohnten Rubriken führt. Die aktuell am meisten wahrgenommene
fussballerische Praxis an der Euro 2008 hat auch bei uns ihre Spuren
hinterlassen, z.B. bei Winfrieds Baders Auslegung von Jer 20,10-13 für die
SKZ (http://www.bibelwerk.ch/index.php?
<http://www.bibelwerk.ch/index.php?&na=3,1,0,0,d,98278,0,0>
&na=3,1,0,0,d,98278,0,0) oder bei Peter Zürns Radiobeitrag zu Euro und
Vätertag bei Radio Aargovia (http://www.bibelwerk.ch/index.php?%20
<http://www.bibelwerk.ch/index.php?%20&na=3,3,0,0,d,98273,0,0>
&na=3,3,0,0,d,98273,0,0). Das Zitat der Woche wirkt auf den ersten Blick
wenig praxisnah und kompliziert. Das Bild des hilfs-, erlösungs- und
heilsbedürftigen Gottes aus der jüdischen Tradition, wird aber für religiöse
Praxis und theologische Theorie noch Bedeutung haben, wenn die Euro 2008
längst aus den Schlagzeilen verschwunden ist.
Herzliche Grüsse vom Team der BPA
Dieter Bauer, Walter Klaus, Peter Zürn
Zitat der Woche
"Der Midrasch Leviticus rabba 6 hat [...] den Bund als einen Vertrag auf
Gegenseitigkeit gedeutet, dass sie - Gott und Israel - einander nie
verleugnen. Auf die Höhe getrieben wird diese Korrelation aber in dem Satz
(aus Pesiqta Rabbati 70b): Gott und Israel sind Zwillinge. Sie halten nicht
nur einander fest - sie gleichen einander. Er ist wie du - nein, nicht in
analogia entis, wohl aber: Er ist wie du dran, in der gleichen Lage wie du.
Also auch Er: hilfsbedürftig, so dass es in der Mekhiltazu Ex 15,7 heisst:
Wer Israel hilft, kommt (eben damit) gleichsam Gott zur Hilfe, -
erlösungsbedürftig, darum kann und muss es in der Mekhilta zu Ex 12,4
heissen: Als Gott Israel aus Ägypten erlöste, erlöste er sich selbst mit
ihnen, - heilsbedürftig: ist auf den Begriff gebracht in Leviticus rabba 9:
Gottes Heil liegt im Heil Israels."
Friedrich-Wilhelm Marquards Zusammenstellung von Texten aus der jüdischen
Tradition, zitiert nach Heinz-Günther Schöttler, Der Riss zwischen Himmel
und Erde als Ort der Rede von Gott, in: Bibel und Liturgie ... in
kulturellen Räumen, hrsg. vom Österreichischen Katholischen Bibelwerk
Klosterneuburg, Heft 1 2008, S. 25f.
Aktuelle Publikationen
Kein Buch der BPA, wohl aber eines, an dem mit Detlef Hecking und Peter Zürn
zwei Bibelwerker beteiligt sind. Die Grundfrage war: Wie lassen sich
Elemente aus dem Bibliodrama so gestalten, dass sie in der alltäglichen
pastoralen Praxis einsetzbar sind und von Seelsorgenden auch ohne
Bibliodrama-Ausbildung geleitet werden können? Antworten darauf haben 16
BibliodramaleiterInnen in ihrer eigenen pastoralen Tätigkeit gefunden und
geben sie in diesem neuen Buch weiter.
D. Hecking, C. Mennen, S. Tscherner-Babl, P. Zürn, Geh in das Land, das ich
dir zeigen werde. Impulse aus dem Bibliodrama für Gruppen und Gemeinden,
Schwabenverlag 2008, ISBN 978-3-7966-1390-6, Euro 14,90 CHF 27,50.
Wichtig: Das Buch ist nicht bei der BPA, sondern im Buchhandel erhältlich.
Aktuelle Veranstaltungen
Die Bibel alleine lesen und verstehen?
Einübung einer biblischen Alltagsspiritualität
Datum: 3. 5. Oktober 2008,
Zeit: Freitag, 18 Uhr-Sonntag, 13.30 Uhr (mit dem Mittagessen)
Ort: Kloster Kappel, Kappel am Albis
Leitung: Brigitte Schäfer und Dieter Bauer
Mehr: http://www.bibelwerk.ch/index.php?
<http://www.bibelwerk.ch/index.php?&na=2,4,0,0,d,90444,0,0>
&na=2,4,0,0,d,90444,0,0
Da ging in Erfüllung Das Matthäusevangelium
Projektskizze WerkstattBibel 2008-2010. Mitwirkende gesucht!
Starttag: Dienstag, 16. September 2008, 10.30 max. 16.30 Uhr
(Kaffee ab 10.00 Uhr mit Mittags-Imbiss) im Haus am Lindentor,
Hirschengraben 7, 8001 Zürich. Mehr: http://www.bibelwerk.ch/index.php?
<http://www.bibelwerk.ch/index.php?&na=2,4,0,0,d,90426,0,0>
&na=2,4,0,0,d,90426,0,0
Buch des Monats
Anneliese Hecht, Kreative Bibelarbeit. Methoden für Gruppen und Unterricht,
Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart 2008, 152 S., ISBN
978-3-460-25373-1, Euro 12,90 CHF 23,90.
Aus der Praxis für die Praxis: Anneliese Hecht, seit 1982 in der
Bibelpastoral beim Katholischen Bibelwerk Stuttgart tätig, legt einen neuen
Band mit Methoden der Bibelarbeit vor. Allen vorgestellten Methoden merkt
man an, dass sie in der Praxis erprobt, verfeinert und gleichzeitig aufs
Wesentliche verdichtet worden sind. Kurz und prägnant sind sie beschrieben,
was der Sorgfalt im Detail keinen Abbruch tut. Skizzen, Bilder, Tabellen
sorgen immer wieder für Anschaulichkeit und Übersichtlichkeit. Die Fülle auf
nur 152 Seiten ist erstaunlich. Neben den Methoden, die Anneliese Hecht seit
Jahren in der Bibelarbeit vermittelt, werden methodische Artikel
verschiedener Autorinnen und Autoren aus der Reihe FrauenBibelArbeit
(siehe die Bücher des Monats November 2005 und 2007) vorgestellt und so
Schätze aus 10 Jahren dieser erfolgreichen Reihe erschlossen, die ansonsten
nur den AbonnentInnen zur Verfügung stehen. Das neue Buch erweitert die
bisher vorliegenden Methodenbücher im Katholischen Bibelwerk auf ein
Quartett.
Der neue Band führt von der Textarbeit über die Sinne zum Gebet. Zunächst
werden einfache und konkrete Textarbeitsformen vorgestellt, die die
Aufmerksamkeit für den vorliegenden Text erhöhen und die Wahrnehmung
schärfen. Danach ertönen die Texte im rhythmischen Sprechen und werden dann
in verschiedener Weise visualisiert (Mitte gestalten, Bilder legen, Cartoons
zeichnen, Bildbetrachtung, Arbeit mit Symbolen). Inszenierungen im
Bibliodrama, in Ritualen und in Klangbildern kommen genauso vor wie
unterschiedliche kreative Gesprächsmethoden. Schliesslich werden drei
psychologische Interpretationsmethoden vorgestellt, bevor am Ende zwei
spirituelle Vertiefungen der Bibelarbeit stehen. Den methodischen
Konkretionen vorangestellt, finden sich drei einleitende Artikel über die
Beziehung zwischen Schrifttext und Lebenstext, eine Anleitung zum Leiten von
Bibelgruppen und schliesslich eine Einführung in das Drei-Phasen-Modell der
Bibelarbeit, das den roten Faden durch das gesamte Buch bildet und in vielen
Publikationen und Kursen der Bibelwerke in Variationen wiederkehrt (auf den
Bibeltext zugehen den Bibeltext verstehen mit dem Bibeltext
weitergehen).
Ein etwas mulmiges Gefühl beschleicht mich einzig beim Artikel von Maria
Aigner über Bibliodrama (82-92). Zwar wird unterschieden zwischen Kleinen
Formen des Bibliodrama und Vollformen und wird darauf hingewiesen, dass
Menschen, die diese Methoden ausprobieren möchten, auf alle Fälle selbst
Erfahrungen mit Prozessen dieser Art gemacht haben sollten. Der Artikel
wirkt dann aber doch wie die Beschreibung eines vollständigen Bibliodramas,
bei der aber die methodischen Beschreibungen mitunter vage bleiben (So
können dann die Einzelnen langsam in einen Dialog kommen (S. 91)) und
Anforderungen an die Kompetenzen der Leitungspersonen gar nicht mehr
reflektiert werden. Hier hätte ich die Begrenzung auf wirkliche
Kleinformen und den klaren Hinweis auf die Notwendigkeit einer
professionellen Ausbildung zur Bibliodramaleitung verantwortlicher gefunden.
Etwas verwirrlich ist im Vorwort der Hinweis auf die drei anderen
Methodenbände. Der Hinweis auf die Bezugsadresse wirkt so, als gälte er nur
für den dritten Band. Tatsächlich sind alle Bände unter www.bibelwerk.de,
aber auch im Buchhandel erhältlich und können ebenfalls empfohlen werden.
Leider trägt der jetzt vorliegende vierte Band im Vorwort einen anderen
Untertitel als auf dem Buchumschlag. Ich hätte den Untertitel aus dem
Vorwort (Methoden lebendiger Bibelarbeit) bevorzugt, weil der
Unterrichtskontext im Buch selber keine Rolle spielt bzw. für manche der
vorgestellten Methoden nicht zu empfehlen ist (das gilt etwa für das
Bibliodrama wie auch für die spirituellen Methoden am Ende des Buches,
insbesondere die geistliche Schriftlesung nach Ignatius von Loyola). Hier
weckt der Untertitel auf dem Umschlag Erwartungen, die das Buch nur zum Teil
einlöst. Für die Gestaltung von lebendiger Bibelarbeit mit Frauen und
Männern bietet das Buch aber eine Fülle von Anregungen.
Peter Zürn
Schweizerisches Katholisches Bibelwerk
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Newsletter 26 / Mai 2008
Liebe Leserin, lieber Leser,
vor 750 Jahren hatte die Ordensfrau Julienne de Cornillon eine Vision: Sie sah den Vollmond mit einem dunklen Fleck. In ihren mystischen Visionen interpretierte sie schliesslich den Mond als die Kirche, der in ihrem Festkreis noch ein Fest zu Ehren der Heiligen Eucharistie fehlte. Daraus wurde das Fronleichnamsfest, das wir heute feiern. Wir hoffen, dass Ihnen an diesem Newsletter nichts fehlt. Er bietet eine Fülle von aktuellen Hinweisen. Besonders spektakulär: das Zitat aus dem dritten Brief der Apostelin Junia (vgl. Röm 16,7).
Herzliche Grüsse vom Team der BPA
Dieter Bauer, Walter Klaus, Peter Zürn
Zitat der Woche
"1 Junia, berufen allein durch die Verpflichtung gegenüber dem Gebot der Wahrhaftigkeit, 2 an die feministische Gemeinde der im RomeroHaus Luzern versammelten Schwestern ... 13 Ihr alle seid berufen, als Seelsorgerinnen den Menschen zu dienen. 14 Was nun die Frage der Ermächtigung anbelangt, müsst ihr Folgendes bedenken: Berufung geschieht immer in der Geistkraft Gottes, Ermächtigung jedoch geschieht mit den Werkzeugen und im Geist der Welt, die nicht immer oder noch nicht von der Geistkraft, wie sie Jesus, unser Bruder, verkündet und gelebt hat, erfüllt sind. 15 Daher kann es geschehen, dass Männer in mächtigen Positionen agieren, deren Berufung aber noch nicht offenbar geworden ist. Und es kann passieren, dass eine Berufene fast ohne weltliche Ermächtigung arbeiten muss. Beides erzeugt ungeheure Spannungen ... 25 Ihr seid zur Freiheit berufen, Schwestern, nur sei die Freiheit kein Vorwand dafür, es der herrschenden Weltordnung nachzumachen, sondern in Liebe sollt ihr einander dienen. 26 Wenn ihr euch von der Geistkraft leiten lasst, steht ihr nicht unter der Gesetzesanordnung. 27 Was jedoch die Gleichschaltung mit der herrschenden Weltordnung hervorbringt, ist offenbar: Das sind Missbrauch von Sexualität, Dienst an den Götzen und Hantieren mit bösen Zauberkräften, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Konkurrenzdenken, Missgünsteleien und dergleichen. 28 Von diesen Dingen sage ich euch voraus, wie ich es schon getan habe: Diejenigen, die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben. 29 Die Frucht aber der Geistkraft ist Liebe, Freude, Friede, Grossmut, Freundlichkeit, Treue. Solchen Dingen steht das Gesetz nicht entgegen!"
Aus dem dritten Brief der Apostelin Junia an die versammelte Schwesterngemeinde, aufgeschrieben von Li Hangartner und verlesen an der Tagung "berufen! ermächtigt?" vom 5. Mai 2008 im RomeroHaus Luzern
Der Brief im Wortlaut: http://www.bibelwerk.ch/index.php?%20 <http://www.bibelwerk.ch/index.php?%20&na=3,4,0,0,d,96136,0,0> &na=3,4,0,0,d,96136,0,0
Die Tagung wird in einer eigenen Publikation dokumentiert werden. Wer daran interessiert ist, kann sich wenden an: RomeroHaus Luzern, Li Hangartner, Mail: vgleitung(a)romerohaus.ch
Aktuelle Publikationen
„Ich bin auch ein Josef“ – Liturgie mit biblischen Elementen zum Vätertag 2008
Am Sonntag, 15. Juni findet zum zweiten Mal der Schweizer Vätertag statt. Die BPA ist an der Erarbeitung von Bausteinen zur kirchlichen Arbeiten mit Vätern und zum Thema "Väter" beteiligt. Diese Bausteine finden sich im "Ideenpool" unter www.vaetertag.ch
Zum Vätertag 2008 bieten wir Unterlagen für eine liturgische Feier mit biblischen Elementen für Männer und Väter. im Zentrum steht die Figur Josefs, des Vaters Jesu.
Die Unterlagen gibt es hier als pdf-Datei zum Herunterladen: http://www.bibelwerk.ch/index.php? <http://www.bibelwerk.ch/index.php?&na=1,3,0,0,d> &na=1,3,0,0,d
Meilensteine der Bibelforschung
Das Buch der Bücher wird von jeder Generation wieder neu gelesen – auch in der Forschung. Das Pfarrblatt Bern stellt in einer Reihe von Porträts Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts vor, die in der wissenschaftlichen Diskussion Geschichte schrieben.
Alle bisher erschienenen Artikel finden Sie unter
http://www.kathbern.ch/index.php?na=111,1,7,0,d#Meilensteine%20der%20Bibelf…
Aktuelle Veranstaltungen
KabbalaArt – Ausstellung in der Wasserkirche Zürich
Kabbala ist der Versuch, Gottes Diesseitigkeit, seine Nähe im Hier und Heute mit seiner Jenseitigkeit, seinem unerforschlichen Geheimnis als Einheit zu denken. Eine Technik dafür ist die Zahlenmystik des Hebräischen Alephbets, bei dem jeder Buchstabe auch einen Zahlenwert hat. Die Ausstellung des Zürcher Lehrhauses in der Wasserkirche zeigt Arbeiten von Fishel Rabinowicz und dauert vom 6. bis 29. Mai 2008. Sie wird von Vorträgen, Führungen und einem Konzert begleitet.
Mehr: http://www.zuercher-lehrhaus.ch/cms/front_content.php?idart=76 <http://www.zuercher-lehrhaus.ch/cms/front_content.php?idart=76&idcat=57> &idcat=57
Nur "Schweigen, Schmuck und Schleier"? Paulus und die Frauen in seinen Gemeinden
Vorträge von Prof. Dr. Sabine Bieberstein zum Auftakt des internationalen Paulusjahres 2008/2009
Freitag, 30. Mai 2008, 20.00 Uhr Pauluszentrum Gossau
Samstag, 31. Mai 2008 14.15 Uhr Priesterseminar St. Beat Luzern (Wiederholung)
Mehr unter http://www.bibelwerk.ch/index.php?na=4,0,0,0,d,95912
Ausstellung "Unsere Bibel entdecken - mit allen Sinnen"
St. Martin Birmensdorf ZH 22. Juni-6. Juli 2008
Mehr unter http://www.bibelwerk.ch/index.php? <http://www.bibelwerk.ch/index.php?&na=4,0,0,0,d,95900,0,0> &na=4,0,0,0,d,95900,0,0
Zum Vormerken für alle Interessierten an Bibliodrama und Bibliolog:
Einführung in den Bibliolog – Herbstspieltag der Interessengemeinschaft Bibliodrama
Praktische Erfahrungen und Reflexion. Leitung: Guido Baur
Samstag, 18. Oktober in Zürich (ganztägig)
Zweites Schweizer Bibliodrama-Symposion mit internationalen Gästen
Pfingsten 2009 – Freitag, 29. Mai bis Montag, 1. Juni 2009
In Schloss Beuggen/D (Nähe Rheinfelden)
Nähere Informationen zu beiden Veranstaltungen in Kürze auf http://www.bibliodrama.net <http://www.bibliodrama.net/>
Buch des Monats
Ilsetraud Köninger / Beatrix Moos, Auf den zweiten Blick. Chagall und die Bibel
(Katholisches Bibelwerk) Stuttgart 2007, 152 S., Geb., 16,90 € [D] / 17,40 € [A] / 30,60 CHF
ISBN: 978-3-460-27228-6
Wer stand nicht auch schon einmal staunend vor den prächtigen biblischen Bildern Marc Chagalls, sei es in der sonnendurchfluteten Fraumünsterkirche in Zürich, den Chorfenstern von St. Stephan in Mainz oder gar im Musée national Message Biblique in Nizza? Die Bilder Chagalls sind ungemein beeindruckend. Und doch sind sie – selbst für langjährige Kenner – immer noch geheimnisvoll. Sehr vieles kann man ahnen, vieles aber muss man einfach wissen, sei es aus der Bibel oder aus dem Judentum. Oder aus dem Leben des Malers.
Inzwischen ist ja auch schon manch Hilfreiches zu diesen Bildern veröffentlicht worden, und vor allem die umfangreiche Dissertation von Christoph Goldmann (1989) hat manches Licht in den Dschungel der Interpretationen gebracht.
Was zeichnet nun das vorliegende Büchlein zu „Chagall und die Bibel“ besonders aus?
Zum einen sind es die beiden Autorinnen selbst, die über viele Jahre in Schule, Erwachsenenbildung und Therapie tätig sind und einen reichen Erfahrungsschatz in der Vermittlung der Bildwelt Chagalls mitbringen. Sie haben eine gute Auswahl von 16 biblischen Bildern getroffen, die sie nicht nur sehr sensibel beschreiben, sondern deren Hintergründigkeit sie von der Bibel und der Geschichte des Judentums her zu erschliessen vermögen.
Zum anderen ist es aber auch die Machart des Buches selbst. Manche mögen vielleicht bedauern, dass durch die Kleinformatigkeit des Buches (10,50 x 13,20 cm) Chagalls querformatige Bilder doch immer wieder über den Falz gedruckt werden mussten. Aber der Schwerpunkt des Buches liegt nun einmal auf dem Text. Und dieser wird hervorragend unterstützt durch die eingestreuten Bildausschnitte, die das Auge des Betrachters immer wieder „heranzoomen“. Klein und handlich haben die Leserinnen und Leser hier ein Büchlein vor sich, das nicht nur wichtiges Wissen zum Verständnis der Bilder vermittelt, sondern vor allem auch zur Meditation einlädt.
Das führt mich zum dritten Punkt, warum ich das Buch so empfehlenswert finde: Neben den biblischen Texten selbst haben die Autorinnen auch immer wieder Texte aus der Weltliteratur eingestreut, vor allem von Rainer Maria Rilke, aber auch von Nelly Sachs, Elisabeth Barrett Browning u. a. Diese Zusammenstellung eröffnet ein ausgesprochen spannendes Gespräch zwischen den Bildern, den biblischen Quellen und den Poetinnen und Poeten. So findet wirklich jede und jeder etwas, das anspricht und einlädt zur weiteren Betrachtung.
Marc Chagall hat einmal gesagt: „Türen öffnen, das ist gut – was versuche ich anderes.“ Nichts anderes haben die beiden Autorinnen versucht. Und es ist ihnen hervorragend gelungen.
Dieter Bauer
Schweizerisches Katholisches Bibelwerk
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Newsletter 25 / April 2008
Liebe Leserin, lieber Leser,
Ein kleines Jubiläum: unser 25. Newsletter, den inzwischen 200 Personen
abonniert haben.
Eine erfreuliche Neuigkeit: Das BPA-Team ist wieder komplett. Seit 1.4.
arbeitet Walter Klaus im Sekretariat und begrüsst Sie gerne am Telefon oder
per Mailkontakt.
Eine Fülle von Hinweisen auf Publikationen und Veranstaltungen.
Schön, dass es diese Verbindung zwischen Ihnen und uns gibt.
Herzliche Grüsse vom Team der BPA
Dieter Bauer, Walter Klaus, Peter Zürn
Zitat der Woche
"Gesellig heisst die Gottheit,
weil in ihr selber Andersheit ist,
freudig bejaht.
Und so
- beziehungsreich,
in pluralem Austausch -
stimmt Gott, die Göttin,
mit Sich überein,
ist, was sie ist:
Schalom seit urher,
Gemeinschaft gegenseitigen Anderssein,
frei von Berührungsängsten."
Kurt Marti, Die Religionen, der Schalom in: ders., Die gesellige Gottheit.
Ein Diskurs, Radius-Verlag Stuttgart 1989, S. 87.
Aktuelle Publikationen
Marie-Louise Gubler, Maria. Mutter Prophetin Himmelskönigin.
Katholisches Bibelwerk Stuttgart 2008, 64 S. mit Abb., geh., Fr 9.- ISBN
978-3-932203-62-6
Eine neue Broschüre in der Reihe Bekannte und unbekannte Frauen der Bibel.
Mehr unter: http://www.bibelwerk.ch/index.php?na=4,0,0,0,d,94802
Aktuelle Veranstaltungen
KÖNIGE AM TIGRIS Medien assyrischer Herrschaft. Eine Ausstellung mit
einzigartigen, rund 2800 Jahre alten monumentalen Wandreliefs aus den
königlichen Palästen der einstigen assyrischen Hauptstat Kalchu sowie mit
zahlreichen Kleinobjekten. Im Rahmen der 175-Jahr-Feier der Universität
Zürich. 18.4.-31.8.2008 Archäologische Sammlung der Universität Zürich,
Rämistr. 73, 8006 Zürich
Mehr unter: http://www.175jahre.uzh.ch/koenige-am-tigris
Ensemble Entzücklicka mit Nachtwandler-Abendgesängen in der Erlöserkirche
Zürich.
Sonntag, 4. Mai 2008 19.00 Uhr. Mehr unter:
http://www.bibelwerk.ch/index.php?
<http://www.bibelwerk.ch/index.php?&na=4,0,0,0,d,94713,0,0>
&na=4,0,0,0,d,94713,0,0
«Euer Reichtum ist schon ganz verrottet» (Jak 5,2). Ein ökumenisches Seminar
im Spannungsfeld von Bibel und Ökonomie - Dienstag, 13. Mai Donnerstag,
15. Mai 2008. Mehr unter:
www.refbejuso.ch/downloads/refbejuso/doc/oeme_bibelökosem0508.pdf
Buch des Monats
Eli Bar-Chen, Heike Specht, Warum Schabbat schon am Freitag beginnt. Die
Kinder-Uni reist in die Welt des Judentums, München 2007, sFr 34,90 Euro
20,60, ISBN 978-3-421-05948-2
Es ist eine geniale Idee, als Transportmittel für die Reise in die Welt des
Judentums Bücher zu wählen. Unter Anleitung eines geheimnisvollen und
namenlosen alten Mannes lernen die beiden Geschwister Lilli und Jakob in
Bücher zu springen, die sie zu Orten und Menschen bringen, die für die
Geschichte des Judentums von Bedeutung sind. Auf den Flügeln von Büchern
begegnen sie dem Volk des Buches. So springen sie nacheinander in eine
Tora-Rolle, wodurch sie Abraham und Sara treffen, in eine Pessach-Haggada,
die sie zu Mose nach Ägypten und zu jüdischen Familien am Sederabend bringt,
in die Geschichte der Juden von Heinrich Graetz, wodurch sie zur Zeit
Königs Salomos Schabbat feiern und als Pilger zum Tempel nach Jerusalem
reisen, in Flavius Josephus Der Jüdische Krieg, wodurch sie die
Belagerung Masadas erleben, in einen Siddur, ein Gebetbuch, das sie
Maimonides und der rabbinischen Toraauslegung begegnen lässt, in Jerusalem
von Moses Mendelssohn, wodurch sie einer jüdischen Räuberbande begegnen und
etwas über die jüdische Aufklärung erfahren, in das Tagebuch der Anne Frank,
durch das sie mit dem Holocaust konfrontiert werden und schliesslich in
Theodor Herzls Judenstaat, wodurch sie dem Zionismus begegnen und in den
Staat Israel reisen.
Mit der Grundidee der Reise per Buch schaffen es Eli Bar-Chen und Heike
Specht, die Vielfalt jüdischer Geschichte kenntlich und zugänglich zu machen
und zwei immer noch sehr verbreitete Verengungen aufzubrechen: auf die
biblische Zeit bzw. auf die Zeit des Holocaust. Das kommt ganz besonders
deutlich in der Zeittafel auf S. 189 zum Ausdruck.
Neben den Büchern als Gestaltungselement der Reise stellt der Band der
Kinder-Uni eine Vielzahl von konkreten Fragen und gibt in der Erzählung
Antwort darauf. Diese Fragen lauten z.B. Wie wird man eigentlich Jude?
oder Warum dürfen Juden keinen Cheeseburger essen? oder Darf man in der
Synagoge schwätzen? oder Warum schweigen Erwachsene manchmal so betreten,
wenn es um die Geschichte der Juden geht? Diese Fragen sind aus der Sicht
von Kindern gestellt, an die sich die Reihe Kinder-Uni ja in erster Linie
richtet. Es handelt sich aber durchweg um Fragen, die auch für Erwachsene
von Interesse sind. Die gegebenen Antworten sind gut in den Erzählfluss
integriert. Bei aller Knappheit wahren sie die Komplexität der
angesprochenen Themen. Der informative Charakter des Buches werden gefördert
durch die Einfügung wichtiger Sachinformationen in farblich abgesetzten
Rahmen und die ausdruckstarken Bilder von Bernd Wiedemann.
Die Geschichte beginnt in Berlin mit der Langeweile Lillis, eines Mädchen im
Teenageralter, und ihres jüngeren Bruders Jakob. Sie beschliessen das
Zickzackding, das heisst, das neue jüdische Museum, zu besuchen. Sie
bringen praktisch keinerlei Vorwissen über das Judentum mit, sind aber
abenteuerlustig und neugierig und bieten sich als Identifikationsfiguren an.
Schliesslich lernen sie in ihrer Schule den jüdischen Jungen Juri Kohen
kennen und erfahren, dessen Familie aus Russland stammt. Dadurch wird das
Judentum als heute praktizierte Religion sichtbar. Der namenlose alte Mann
mit weissem Bart gibt sich am Ende des Buches als Begleiter des jüdischen
Volkes seit ewigen Zeit zu erkennen. Etwas schade, dass sein Bild so
bruchlos dem traditionellen patriarchalen Gottesbild entspricht. Hätte es da
nicht in der jüdischen Tradition offenere Bilder gegeben?
Könnte ich mir eine Ergänzung wünschen, so hätte ich gerne noch eine weitere
Buchreise und zwar mit einem Buch aus dem gegenwärtigen europäischen oder
amerikanischen Judentum. Aber natürlich ist noch nicht abzusehen, welches
heutige Buch ähnlich bedeutsam werden wird, wie die Vorgestellten.
Vielleicht würde sich da auch eine jüdische Zeitschrift oder eine
Internetseite anbieten, die Zugang zu den aktuellen Auseinandersetzungen in
der jüdischen Welt bietet. Trotz dieses unerfüllten Wunsches ist das Buch
für Kinder und Erwachsene zu empfehlen. Es eignet sich auch gut für den
Einsatz in Unterricht und Erwachsenenbildung.
Peter Zürn
Schweizerisches Katholisches Bibelwerk
Bibelpastorale Arbeitsstelle
Bederstr. 76 8002 Zürich
Tel.: (0041) +44 205 99 60 Mail: info(a)bibelwerk.ch
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Newsletter 24 / März 2008
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Zitat der Woche und das Buch des Monats kreisen um den Karfreitag, um die Auseinandersetzung mit dem Tod Jesu. Wir wünschen Ihnen, dass Sie an den Kar- und Ostertagen Gelegenheit finden, sich so damit auseinander zu setzen, wie es Helmut Fischer für legitim und angemessen hält: „Im Einklang mit jener unbedingten Liebe Gottes …, die uns in Jesus als menschliche Lebenswirklichkeit begegnet, und die uns – sofern wir uns ihr öffnen – den Horizont für ein neues Menschsein und Leben aufschliesst“.
Herzliche Grüsse vom Team der BPA
Dieter Bauer, Peter Zürn
Zitat der Woche
"Als Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft (CJA) im Aargau empfinden wir die "neue-alte" Karfreitagsbitte vom 4. Februar 2008 als Rückschritt und als Hindernis für die Fortsetzung des christlich-jüdischen Gesprächs. Dialog ist nur möglich unter gleichberechtigten Partnern. Die neue Formulierung der Karfreitagsbitte verneint diese Gleichberechtigung."
Der Vorstand der CJA Aargau anlässlich der Mitgliederversammlung vom 16.3.2008 in Baden
Der Text im Wortlaut: http://www.bibelwerk.ch/index.php?%20 <http://www.bibelwerk.ch/index.php?%20&na=2,3,0,0,d,92349,0,0> &na=2,3,0,0,d,92349,0,0
Aktuelle Publikationen
Jesus – Quellen, Gerüchte, Fakten
Eine 16seitige Leseprobe mit kompetenten Artikeln aus der Zeitschrift „Welt und Umwelt der Bibel“ ist zur Zeit bei der BPA kostenlos erhältlich und kann in beliebiger Stückzahl angefordert werden (so lange Vorrat reicht). info(a)bibelwerk.ch
Sie können sich die Leseprobe auch anschauen:
http://www.bibelwerk.ch/index.php?na=4,0,0,0,d,92438
Aktuelle Veranstaltungen
4 Ausstellungen an 4 Standorten
Die Zentralbibliothek Zürich zeigt bis 12. Juli die Ausstellung „Heilige Bücher und mächtige Zeichen – Schrift in Szene gesetzt“. Thema ist die Gestaltung und Inszenierung der Schrift in religiösen und politischen Funktionen. Die Zürcher Schau gehört mit drei anderen Ausstellungen zum Projekt „Schrifträume“: „Geheimnisse und Pergament“ ist noch bis 9. November in der Stiftsbibliothek St. Gallen zu sehen, „Medien des Heils“ ab 15. Juni im Museum Burg in Zug und „Schrift in Bewegung“ ab 24. September im Strauhof Zürich“.
Mehr unter: http://www.175jahre.uzh.ch/ausstellungen/schriftraeume/programm.html
Buch des Monats Februar
Helmut Fischer, Musste Jesus für uns sterben? Deutungen des Todes Jesu, (Theologischer Verlag Zürich) Zürich 2008, 80 S., br., 9,80 € [D] / 10,10 € [A] / 14,80 sFr. ISBN 978-3-290-17469-9
„Jesus musste sterben.“ Warum? „Er starb für uns.“ Inwiefern? „Er gab sich hin als Lösegeld.“ Lösegeld an wen? „Er starb wegen unserer Sünden.“ Wie soll das gehen? „Gott gab seinen eigenen Sohn als Opfer.“ Was ist das für ein Gott?
Man könnte unendlich weitermachen mit traditionellen Glaubenssätzen und den dazugehörigen Fragen, die sich Menschen nicht erst seit heute stellen.
F. versteht es in seinem kleinen Bändchen geschickt, all diese Fragen aufzunehmen. Auf Schritt und tritt merkt man seine reiche Erfahrung in der Erwachsenenbildung. Er weiss: „Wer sich diesen Fragen aussetzt, der wird für sich keine schnellen Antworten finden und der wird auch von anderen keine schnellen Antworten erwarten. Viele Antworten, die wir suchen, sind als fertige Ergebnisse überhaupt nicht zu haben. Sie erschliessen sich dem Suchenden nur auf einem Erkenntnisweg, den er – auch mit einem zuverlässigen Wegführer – letztlich doch selber gehen muss.“ (S. 7f)
Einen solchen „zuverlässigen Wegführer“ hat F. hier vorgelegt. In beeindruckender Kürze und Prägnanz fragt er zunächst nach den Umständen, die historisch gesehen zu Jesu Tod geführt haben. Er zeigt dann auf, dass diese historischen Ursachen zu unterscheiden sind von den Deutungen, welche seine Nachfolgerinnen und Nachfolger diesem Geschehen gegeben haben. In einem grossen Abriss der im Neuen Testament vorfindlichen Deutungen macht F. vor allem klar, dass es von Anfang an einen reichen Pluralismus des Verstehens gab. Und dass das Verstehenwollen jeder Deutung von den heutigen Menschen voraussetzt, die jeweiligen Zeitumstände ernst zu nehmen, unter denen sie entstanden ist. Man merkt, dass schon innerhalb des Neuen Testaments konkurrierende Modelle vorlagen, die jeweils nur einen speziellen Aspekt des Geschehens um Jesu Sterben besonders zu erfassen vermochten. Und je nach „Zielgruppe“ der Verkündigung musste auch eine neue Sprache gefunden werden, etwa wenn Paulus in seiner Verkündigung die Sprache der Mysterienreligionen aufgreift oder der Verfasser des Johannesevangeliums gnostisierende Kreise vor sich hat.
All diese Deutungsmodelle beschreibt F. in einer sehr anschaulichen Sprache und ist sich dabei stets bewusst, wie schwer nachvollziehbar sie für heutige Menschen sein müssen, etwa das Modell vom Sühnopfer oder von der Lösegeldzahlung.
Er kommt dann auch auf das über 1000 Jahre bestimmende Modell Anselms von Canterbury zu sprechen, der mit seiner Satisfaktionslehre (Wiedergutmachung einer unendlichen Schuld durch das grösste denkbare Opfer) ein für die westliche germanische Welt plausibles Erklärungsmodell fand, das dann aber mit der Zeit leider nicht mehr als „Modell“ gesehen wurde, sondern den Anspruch erhob, Faktenwissen zu sein.
Nach dem bisher Dargestellten wird den Leserinnen und Lesern plausibel, dass unsere Voraussetzungen für Denken und Verstehen stets in einem Wandel begriffen sind, und deshalb kein Erklärungsmodell des Todes Jesu einen Absolutheitsanspruch erheben kann. Nimmt man ernst, dass alle historischen Erklärungsmodelle insofern „vorläufig“ und in ihrer Aussagemöglichkeit begrenzt sind, gibt es keinen vernünftigen Grund mehr, bestimmte frühere als „falsch“ abzulehnen. Aber es gibt für die Leserinnen und Leser sehr wohl gute Gründe dafür, sich heute an dem zu orientieren, was wirklich dem Leben dient. F. plädiert z. B. sehr stark für ein johanneisches Modell, das kein Sühnopfer braucht, weil es letztlich um die Kraft der Liebe geht. Jesus hat uns demnach einen Weg des Lebens gezeigt. Und er kam nicht um zu sterben, sondern damit wir „das Leben haben“.
Jedes Deutungsmodell des Todes Jesu ist aber nach Auffassung des Verfassers nicht allein dadurch legitimiert, dass es in der Bibel vorkommt, sondern dass es „im Einklang mit jener unbedingten Liebe Gottes steht, die uns in Jesus als menschliche Lebenswirklichkeit begegnet und die uns – sofern wir uns ihr öffnen – den Horizont für ein neues Menschsein und Leben aufschliesst.“ (S. 78)
Dem kleinen Büchlein ist gerade wegen seiner Allgemeinverständlichkeit und Weisheit eine grosse Verbreitung zu wünschen.
Dieter Bauer
Schweizerisches Katholisches Bibelwerk
Bibelpastorale Arbeitsstelle
Bederstr. 76 8002 Zürich
Tel.: (0041) +44 205 99 60 Mail: info(a)bibelwerk.ch
<http://www.bibelwerk.ch/> www.bibelwerk.ch
Newsletter 23 / Februar 2008
Liebe Leserin, lieber Leser,
Der jüdisch-christliche Dialog gerade bei der Auslegung der Bibel ist uns
ein grosses Anliegen. Das das sehen Sie am Buch des Monats und das schlägt
sich nieder in unseren Auslegungen der alttestamentlichen Lesungstexte in
der SKZ, zu denen wir immer öfter positive Rückmeldungen bekommen. Sie sind
zu finden unter: http://www.bibelwerk.ch/index.php?
<http://www.bibelwerk.ch/index.php?&na=0,0,0,0,d,68682,0,0>
&na=0,0,0,0,d,68682,0,0
Das Zitat dieser Woche ruft wieder einmal ins Bewusstsein, dass dieser
Dialog nach Auschwitz stattfindet und von der Erinnerung an die Schoah
entscheidend geprägt ist.
In diesem Newsletter finden Sie viele interessante Veranstaltungen, ganz
aktuelle und solche zum Vormerken für weiteren Verlauf des Jahres.
Herzliche Grüsse vom Team der BPA
Dieter Bauer, Peter Zürn
Zitat der Woche
Es ist, als befinde man sich in einem grossen Saal, in dem viele Menschen
fröhlich sind und tanzen und wo es auch einige Menschen gibt, die nicht
glücklich sind und die nicht tanzen. Und von Zeit zu Zeit werden einige von
diesen letztgenannten Menschen abgeholt, in einen anderen Raum geführt und
erwürgt. Die glücklichen Menschen, die im Saal tanzen, merken das überhaupt
nicht. Vielmehr sieht es so aus, als erhöhe das noch ihre Freude und
verdoppele ihr Glück."
Moshe Flinker, 16 Jahre, Brüssel, 21. Januar 1943, zitiert nach Saul
Friedländer, Das dritte Reich und die Juden, München 2007, S. 780.
Aktuelle Veranstaltungen
Radio-Hinweis: "Gott, weiblich" - Die Spuren der Weiblichkeit Gottes findet
man auf Bildern und Skulpturen, in Gebeten und Gedichten. Die schönsten
Zeugnisse dieses fraulichen Gottesbildes sind zur Zeit in Freiburg
ausgestellt. Mehr dazu in "Siesta" Mittwoch, 27. Februar, 14.05, DRS1
Theologie und Sprache
Interdisziplinären Studienwoche der Fachschaft Theologie deutsch vom 03.-07.
März 2008 an der Universität Fribourg. Das Thema «Theologie und Sprache»
soll im Sinne einer «tour d´horizon» von verschiedenen Seiten her beleuchtet
werden. Dafür haben wir Referenten von verschiedenen Universitäten und aus
dem praktischen Bereich eingeladen. Thematisiert werden u.a. die Bibel als
Literatur, die Bibel in gerechter Sprache, das neue Theaterstück von
Hansjörg Schneider «Jesus und die drei Mareien» und auch der Bereich der
Predigttexte. Ein Liedermacher wird von seiner Arbeitsweise mit religiösen
Texten in Liedern berichten und Literaturwissenschaftler sollen zu Wort
kommen. Besonders hinweisen möchten wir auf die Lesung von Pedor Lenz am
Mottwoch Abend um 20h in der Art-Buvette an der rue Pierre-Aeby in Fribourg.
Weitere Informationen unter: http://www.kath.ch/index.php?
<http://www.kath.ch/index.php?&na=11,4,0,0,d,90406> &na=11,4,0,0,d,90406
Zum Vormerken:
Geschlechter Händel
Ein Wochenende zu Bibel-Musiken des G. F. Händel
Mit Thomas Markus Meier
Freitag, 12. September 18.00 bis Samstag, 13. September 16.00
in der Propstei Wislikofen ( <mailto:info@propstei.ch> info(a)propstei.ch 056
201 40 40)
Bibel Klassiker
Lektüreseminar zu verschiedenen Bibelübersetzungen
u.a. mit Thomas Markus Meier
Freitag, 12. Dezember 18.00 bis Samstag, 13. Dezember 16.00
in der Propstei Wislikofen ( <mailto:info@propstei.ch> info(a)propstei.ch 056
201 40 40)
Der strafende Gott und der Sieg der Liebe
Besinnliche Wochenenden mit Hermann-Josef Venetz.
Das erste von vier Wochenenden findet am 13./14. Sept. statt und steht unter
dem Titel: Die Botschaft vom Reich Gottes: Drohbotschaft oder Frohbotschaft?
Die Wochenenden beginnen am Sa. um 11.00 und enden am So. gegen 16.00 Uhr.
Anmeldungen nimmt das Bildungshaus St.Jodern, Visp entgegen. 027/ 946 74 74
oder <mailto:stjodern@rhone.ch> stjodern(a)rhone.ch
Bibelausstellung in der Dreikönigskirche in Visp vom 22. Sept -
5.Okt.jeweils von 8.00 Uhr - 22.00 Uhr. Die Bibel entdecken mit allen
Sinnen. (Linzer Bibelausstellung) Dazu ein Rahmenprogramm mit Vorträgen,
Tänzen, Musik usw.
Buch des Monats Februar
Karl-Josef Kuschel, Juden Christen Muslime. Herkunft und Zukunft, Patmos
Verlag Düsseldorf 2007, 680 S., Euro 29,90 CHF 49,90, ISBN 3-491-72500-3
Ein mustergültiges Buch zum interreligiösen Gespräch nannte Norbert Copray
in seiner Besprechung in Publik Forum (19/2007) das Buch von Karl-Josef
Kuschel, dem Professor für die Theologie der Kultur und des interreligiösen
Dialogs in Tübingen und schloss mit dem Satz: Es hat das Zeug zu einem
Standardwerk. Der positiven Bewertung des Buches für den interreligiösen
Trialog zwischen Juden, Christen und Muslimen schliesse ich mich denn auch
gerne an. Ich möchte im Folgenden besonders auf ein zentrales Anliegen des
Buches eingehen, nämlich die gegenseitige, trialogische Auslegung der
Heiligen Schriften in den drei Buchreligionen (zu den Konsequenzen eines
solchen Ansatzes etwa für die theologische Ausbildung vgl. Zitat der Woche
7/2007). Gerade im Blick auf das BPA-Projekt der Lesungsauslegungen in der
SKZ, bei dem wir altestamentliche Texte mit Israel lesen, entnehme ich dem
Buch wesentliche Anregungen und Perspektiven.
Kuschels vernetztes interreligiöses und trialogisches Denken hat drei
Grundlagen:
die innere unauflösliche Beziehung der drei Religionen
die Theologie des Anderen nicht nur als Anders-Gläubigen, sondern als
Anders-Gläubigen (S. 25) und die Orientierung an den Quellen der
Religionen
Daraus ergeben sich entscheidende Fragen und Grundhaltungen:
Was bedeutet das muslimische und jüdische Glaubenszeugnis für mich als
Christen und meinen Christusglauben? Was bedeutet das Leben mit der Tora
angesichts des christlichen und muslimischen Glaubenszeugnisses? Was
bedeutet eine Lebensordnung im Lichte des Korans angesichts der Tatsache,
das Christen und Muslime den einen und wahren Gott je anders bezeugen?
Grundvoraussetzung für vernetztes Denken ist somit ein Nachdenken darüber,
warum Gott für die Menschen diesen und nicht einen anderen Weg gewählt hat.
Warum er die Existenz dieser drei Religionen miteinander, gegeneinander,
jedenfalls nicht ohneeinander wollte (S. 73f)
Mit dem Blick auf die Heiligen Schriften der drei Religionen klärt Kuschel
zunächst kurz und prägnant die Voraussetzungen: den unterschiedlichen
jüdischen und christlichen Kanon, die Tradition der jüdischen und
christlichen Koranlektüre sowie die Art wie der Koran die ihm vorausgehenden
Überlieferungen liest.
Den Hauptteil des Buches (S. 114-625) bilden vier thematische Durchgänge
durch die Heiligen Schriften. Sie orientieren sich an den grundlegenden
Gestalten Adam, Noach, Mose, Maria und Jesus sowie Abraham. Die vier
Durchgänge sind mit einer Ausnahme jeweils gleich strukturiert:
In einem ersten Schritt benennt Kuschel, welche menschlichen Urformen oder
Urnormen des menschlichen Lebens für ihn in dieser Gestalt zum Ausdruck
kommen (Thomas Manns Josephromane stehen hierfür Pate). Ein zweiter Schritt
zeigt die Spiegelungen dieser Urstoffe im Koran, daran schliesst sich die
Ausarbeitung der jüdischen und schliesslich der christlichen Tradition an.
Leitfrage ist hier jeweils: Was hat die jeweilige Religion als spezifisch
Eigenes in de Trialog einzubringen? In einem letzten Schritt werden die
aktuellen Folgerungen für den Trialog im Kontext der heutigen globalen Welt
gezogen. Die Ausnahme von dieser Struktur bildet der Teil über Jesus und
Maria. Hier besteht der erste Schritt in einer Darstellung der belasteten
Geschichte der jüdisch-christlichen Beziehung und von neueren jüdischen
Annäherungen an und Distanzierungen von Jesus (Jacob Neusner).
Am meisten Raum wird in den einzelnen Teilen der koranischen Tradition
eingeräumt, einzelne Suren werden im Wortlaut abgedruckt und interpretiert.
Die Kapitel über die jüdische Tradition sind sind eher kurz gehalten. Das
spezifisch Jüdische an der Mosesgestalt wird stark durch die
Auseinandersetzung mit dem Ägyptologen Jan Assmann und dem Literaten Thomas
Mann geprägt. Hier hätte ich mir mehr Raum für die rabbinische
Auslegungstradition gewünscht. Die ist allerdings in der Auseinandersetzung
mit Adam oder Noach gut vertreten. In der Beschäftigung mit Abraham werden
die Ansätze von Irving Greenberg (der offene Bund) und von Abraham Joshua
Heschel (Keine Religion ist ein Eiland) vorgestellt.
In diesem Kontext ist auch die Darstellung des Dokumentes Dabru emet
Redet Wahrheit als positives Zeichen für vernetztes interreligiöses Denken
aus jüdischer Perspektive und der berührende persönliche Epilog mit
Erfahrungen in Cordoba zu erwähnen. Das Literaturverzeichnis ist exzellent
aufbereitet und weiterführend. Genauso hilfreich ist das Personenregister.
Das gesamte Buch von Karl-Josef Kuschel stellt eine grosse Herausforderung
dar, die Heiligen Schriften von Judentum, Christentum und Islam gegenseitig,
trialogisch zu lesen und auszulegen und ist eine richtungsweisende
Begleitung auf diesem Weg. Vielleicht ist die Fortsetzung unserer
Auslegungsreihe mit Israel lesen hier schon grundlegend entworfen. Neben
der Ausweitung auf die muslimische Tradition, zu der Kuschel anregt und die
er mit grosser Kenntnis vollzieht, bedarf es aber einer weiteren Ausweitung:
auf Frauengestalten in den Heiligen Schriften und auf die feministischen
bzw. genderorientierten Auslegungstraditionen. Kuschels Buch ist sehr
männerzentriert ohne dass das näher reflektiert wird.
Peter Zürn
Schweizerisches Katholisches Bibelwerk
Bibelpastorale Arbeitsstelle
Bederstr. 76 8002 Zürich
Tel.: (0041) +44 205 99 60 Mail: info(a)bibelwerk.ch
www.bibelwerk.ch <http://www.bibelwerk.ch/> mit Bibelpastoraler Datenbank
Newsletter 22 / Januar 2008
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir begrüssen Sie auch im neuen Jahr ganz herzlich. Die aktuellen Zitate in
diesem Jahr (jede Woche finden Sie eines auf www.bibelwerk.ch
<http://www.bibelwerk.ch/> ) entspringen unserer Auseinandersetzung mit der
jüdischen Bibelauslegung. Unser Buch des Monats ist diesmal etwas ganz
Besonderes: eine gut Zeitschrift, die noch dazu kostenlos ist.
Ihr BPA-Team
Dieter Bauer und Peter Zürn
Das aktuelle Zitat
Unsere wöchentlichen Auslegungen der alttestamentlichen Lesungen in der
Schweizerischen Kirchenzeitung SKZ sind jetzt bereits im zweiten (Lese-)Jahr
angekommen. Alle Texte finden Sie auf www.bibelwerk.ch
<http://www.bibelwerk.ch/> . "Mit Israel lesen" ist dabei unser Anspruch,
das bedeutet, die jüdische Auslegung der biblische Texte wahrzunehmen und
uns mit ihr auseinander zu setzen. Ein Beitrag dazu sollen die Zitate der
Woche 2008 sein.
"Wie sehr sich die christliche Wahrnehmung des Judentums im 20. Jahrhundert
verändert hat, ist nur im Rückblick auf die vergangenen zwei Jahrtausende zu
ermessen ... Die Haltung der Kirchenväter zum jüdischen Volk ist durch
Polemik und Abwehr geprägt. Sie gründet im Anspruch des Christentums, das
Judentum nach dem göttlichen Heilsplan abgelöst zu haben ... Die
antijüdische Polemik der Väter war an eine ganz bestimmte geschichtliche
Situation gebunden und ist deshalb auch historisch einzuordnen. Es war ein
fataler Fehler, dass man diese Aussagen nicht situationsbedingt
relativierte, sondern als absolut gültige Norm überlieferte."
Verena Lenzen, Zum gegenwärtigen Stand des jüdisch-christlichen Dialogs und
seinen Perspektiven in: Hubert Frankemölle (Hg.), Juden und Christen im
Gespräch über "Dabru emet - Redet Wahrheit", Paderborn und Frankfurt a.M.
2005, S. 235f.
Aktuelle Publikationen
Seit 2 Jahren gibt es bereits unser Angebot Bibel heute plus. Aber es hat
noch mehr Aufmerksamkeit verdient: In jeder Ausgabe von "Bibel heute" finden
Sie im Innenteil eine Bibelarbeit zum Heftthema. Wir bieten Ihnen zusätzlich
eine zweite Bibelarbeit zum gleichen Thema. Zur Vertiefung, zur
Weiterarbeit, im gleichen Layout und in bewährter Qualität... Die
zusätzliche Bibelarbeit wird Ihnen ca. 6 Wochen nach Erscheinen des
Bibel-heute-Heftes zugeschickt. Ein echtes Bibel heute plus!
Bisher sind folgende Ausgaben von Bibel heute plus erschienen:
Zum Heft 1/2006 "Judas": Abschiednehmen von Jesus - Judas und Maria" zur
Salbung in Betanien nach Johannes 12,1-8
Zum Heft 2/2006 "Tier und Mensch": "Wenn der Wolf beim Lamm zu Gast ist".
Bibelarbeit zu Jesaja 11,6-9.
Zum Heft 3/2006 "Ester": Wer weiss, ob du nicht gerade dafür in dieser Zeit
Königin geworden bist?" (Est 4,14) Bibelarbeit zum Thema "Verantwortung" zu
Ester 4,1-5,3
Zum Heft 4/2006 "Mit Psalmen leben": "Die mit Tränen säen, werden mit Jubel
ernten. Bibelarbeit zu Psalm 126
Zum Heft 1/2007 "Johannes des Täufer": "Vom wilden Mann zum weisen Mann".
Johannes der Täufer als Wegbereiter für Männer - eine Bibelarbeit unterwegs
Zum Heft 2/2007 "Sintflut": Eine wahre "Sintflut". Bibelarbeit zur
Auseinandersetzung mit Kinderbibeln
Zum Heft 3/2007 "Thomasevangelium":Der wunde Punkt: Meditation und
Bibelarbeit zum Jünger und Apostel Thomas
Das Bibel heute plus zum Heft 4/2007 Bergpredigt ist in Vorbereitung.
Das Abonnement mit 4 Ausgaben pro Jahr kostet CHF 15. zzgl. Versand.
Buch des Monats
Dein Wort Mein Weg. Alltägliche Begegnung mit der Bibel. Zeitschrift für
Bibel im Alltag 1. Jahrgang Heft 1/2008 (Dezember 2007 Februar 2008),
(Werk der Frohbotschaft) Batschuns 2007, geheftet,36 Seiten, kostenlos.
Kostenlos erhältlich bei: Dein Wort Mein Weg, Bahnhofstrasse 27, A-6800
Feldkirch, Österreich
Es ist vielleicht etwas ungewöhnlich, als Buch des Monats eine
Quartalszeitschrift zu besprechen. Aber: Erstens ist diese Zeitschrift ganz
neu und muss erst einmal bekannt werden. Und zweitens ist sie es wert. Worum
handelt es sich? Nach eigener Aussage ist es eine Zeitschrift für Bibel im
Alltag. Das heisst, dass hier etwas versucht wird zusammenzubringen, was
sonst oft auch in unserer Kirche auseinander fällt. Das Projekt wurde
initiiert durch das Batschunser Werk der Frohbotschaft und kann illustre
MitarbeiterInnen und einen hochkarätig besetzten Beirat aufweisen: den
früheren Leiter des Österreichischen Katholischen Bibelwerks Toni
Kalkbrenner, den Luzerner Neutestamentler Walter Kirchschläger, Christiane
Koch von den Wiener Theologischen Kursen, die Religionspädagogin Helga
Kohler Spiegel und last but not least Ursula Rapp, die inzwischen
Assistentin für biblische Theologie in Bayreuth ist.
Die Beiträge des Heftes wollen Lesehilfen und Impulse geben, damit die
Leserinnen und Leser der Bibel das Wort Gottes auch in ihren Alltag mit
hinein nehmen können. Dafür gibt es vielfältige Anregungen: Zum einen wird
der liturgische Leseplan der katholischen Kirche für drei Monate in einer
Randspalte abgedruckt. Dann gibt es grundlegende Einführungen in biblische
Bücher, die in dieser Zeit gelesen werden, etwa zum Matthäusevangelium (W.
Kirchschläger) und dem Buch Jesaja als Evangelium des Alten Testaments (T.
Kalkbrenner). Es folgen Impulse zu einzelnen Evangelien und Lesungen, etwa
ein sehr schöner zum Innehalten als Kontrapunkt im Leben zu Mk 8,22f von
der evangelischen Theologin und Psychotherapeutin Barbara Knittel. Im
Mittelteil finden sich literarische Texte zur Meditation dieses Mal etwa
von Silja Walter und Dag Hammarskjöld. Und am Ende des Heftes finden sich
noch den Rahmen der christlichen Ökumene sprengend Kurzbeiträge zum
muslimischen Opferfest und zum jüdischen Chanukkafest.
Das Heft, das vom Batschunser Werk der Frohbotschaft kostenlos vertrieben
wird und sich allein aus Spenden finanziert, eignet sich für alle, die sich
Tag für Tag mit der Bibel auseinandersetzen wollen. Es ist anspruchsvoll vom
Inhalt her wie eben auch das Wort Gottes anspruchsvoll ist, aber absolut
lesbar und in einer Sprache geschrieben, die auch NichttheologInnen gut
verstehen können. Ich wünsche dieser Zeitschrift jedenfalls grosse
Verbreitung!
Dieter Bauer
Schweizerisches Katholisches Bibelwerk
Bibelpastorale Arbeitsstelle
Bederstr. 76 8002 Zürich
Tel.: (0041) +44 205 99 60 Mail: info(a)bibelwerk.ch
www.bibelwerk.ch <http://www.bibelwerk.ch/> mit Bibelpastoraler Datenbank
Newsletter 21 / Dezember 2008
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit dieser Ausgabe verändert sich unser Newsletter leicht. Wir nehmen das
Buch des Monats ganz ans Ende, das aktuelle Zitat rückt nach oben. Neu
bieten wir Ihnen Links zu aktuellen Veranstaltungen aus der biblischen
Welt.
Mit herzlichen und weihnachtlichen Grüssen
Ihr BPA-Team
Dieter Bauer und Peter Zürn
Das aktuelle Zitat
"Eigentlich schade, dass der Ausdruck "guter Hoffnung sein" derart aus der
Mode gekommen ist, wohnt doch jedem Anfang nicht nur ein Zauber, sondern
auch eine Hoffnung inne. Vielleicht berührt uns deshalb der Anblick eines
Neugeborenen auf eine ganz spezielle Art und Weise. Weil wir uns nicht nur
fragen, was aus diesem Kindwohl werden wird, sondern auch, was aus uns hätte
werden können ... Auch wenn wir die Zeit nicht zurückdrehen können, lohnt
sich dieses Fragen. Wir haben zwar nicht mehr ganz so viele Möglichkeiten
wie ein neugeborenes Kind. Doch die Zusage "Gott ist mit uns" vermag uns die
Kraft zu geben, da und dort wieder einmal wie von vorn zu beginnen. Und da
wüsste ich keinen passenderen Zeitpunkt dafür als Weihnachten."
Judith Hardegger, Guter Hoffnung. Vierter Adventssonntag (23. Dezember):
Jesaja 7,10-14 in: forum. Pfarrblatt der Katholischen Kirche im Kanton
Zürich Nr. 26/2007, S. 25
Aktuelle Publikationen
Freuen Sie sich im kommenden Jahr 2008 auf folgende Themen unserer
Zeitschriften:
Bibel heute: Josef. Vater Jesu Gärten in der Bibel Bibel und Musik Der
Prophet Jona
Bibel und Kirche: Gott ahnen: Biblischen Gotteserfahrungen auf der Spur
Gleichnisse: Jesus der Gleichniserzähler - Männer: Lebenswirklichkeit und
biblische Perspektive Das jüngste Gericht.
Welt und Umwelt der Bibel: Gott und das Geld Maria Magdalena Die Anfänge
Israels: Der Streit um das gelobte Land - Alexandria
Veranstaltungen aus der biblischen Welt
Ausstellung «L'Eternel Féminin Gott weiblich»
Von der orientalischen Göttin zum Marienbild - Fruchtbarkeitsgöttin,
kämpferische Jungfrau, Himmelskönigin
Musée dart et dhistoire, Rue de Morat 12 1700 Freiburg
07.12.2007 - 06.04.2008
Link:
<http://www.bible-orient-museum.ch/ausstellungen/feminin/inhalt_grau_de.php>
http://www.bible-orient-museum.ch/ausstellungen/feminin/inhalt_grau_de.php
Maria Magdalena Mauritius - Umgang mit Heiligen
Schweizerisches Landesmuseum Zürich
09.11.2007 - 24.03.2008
Link:
<http://www.landesmuseum.ch/d/zuerich/sonderausstellungen/maria_magdalena.ph
p>
http://www.landesmuseum.ch/d/zuerich/sonderausstellungen/maria_magdalena.php
Buch des Monats
Yvonne Domhardt, Esther Orlow, Eva Pruschy (Hg.), Kol Ischa. Jüdische Frauen
lesen die Tora, Chronos Verlag Zürich 2007, 277 S. ISBN 978-3-0340-0788-7,
Euro 21.80, CHF 34.00
Ein Buch in deutscher Sprache, in dem jüdische Frauen die Wochenabschnitte
der Tora auslegen? Das gab es zu Beginn der Jahrtausendwende noch nicht,
solch ein Buch müsste erst geschrieben werden.. So beginnen die
Herausgeberinnen von Kol Ischa (hebräisch: Stimme der Frau) ihre
einleitenden Betrachtungen und legen damit das bisher vermisste Buch vor.
Alle 54 Wochenabschnitte der Tora, wie sie während eines Jahreszyklus im
Schabbatgottesdienst in der Synagoge gelesen werden, sind enthalten und
werden ausgelegt. Der entstandene Sammelband ist als Begleiter durch das
jüdische Jahr sowie als Wegweiser für den Umgang mit weiblich-jüdischer
Tora-Auslegung gedacht. Ziel des Buches ist es, den pluralistischen
innerjüdischen Diskurs anhand verschiedener Interpretationsansätze einem
grösseren Publikum zugänglich zu machen, sowie Frauen zur eigenständigen
Auseinandersetzung mit religiösen Quellen zu ermutigen. Bei den Autorinnen
handelt es sich um Rabbinerinnen, um universitäre Theologinnen,
Religionswissenschaftlerinnen und Historikerinnen, um Schriftstellerinnen
und Literaturwissenschaftlerinnen, um Erwachsenenbildnerinnen und
Lehrerinnen, um Aktivistinnen für Frauenthemen, um Psychologinnen und
Therapeutinnen, um Journalistinnen, Übersetzerinnen, Buchhändlerinnen und
Lektorinnen, um Familienfrauen, Mütter und Töchter . Die Vielfalt der
verschiedenen lebensgeschichtlichen Zugänge zur Tora ist beeindruckend und
faszinierend. Entsprechend sind die Beiträge inhaltlich und formal ganz
unterschiedlich. Neben historisch-kritischen und rabbinischen Auslegungen
finden sich auch literarische Texte. Jedem Beitrag liegt ein Wochenabschnitt
aus der Tora zugrunde. Da die Wochenabschnitte jeweils mehrere Kapitel aus
der Tora beinhalten, können die Beiträge, die zwischen 1 und 10 Seiten lang
sind, keine umfassenden Kommentierungen des Gesamttextes sein. Sie eröffnen
jeweils einen besonderen Zugang zu einem wesentlichen Thema des
Toraabschnittes. Wer dann die Auslegung von Rabbinerin Eveline Goodman-Thau
zum Wochenabschnitt Bereschit (Gen. 1.1-6:8) liest, die sich Zeit nimmt,
einzelnen hebräischen Worten nachzugehen und sie in den weiten Horizont der
rabbinischen Auslegung zu stellen, wird vielleicht Ähnliches für andere
Abschnitte vermissen. Wer von dem Gedicht Mirjams Tanz zum Lob Gottes zum
Wochenabschnitt Beschalach (Ex 13:17-17:16) fasziniert ist, wird ähnliche
Auslegungen in literarischer Form zu anderen Stellen suchen. So füllt das
Buch eine Leerstelle, lässt dort aber ausreichend Platz für weitere
Publikationen dieser Art, die hoffentlich folgen werden. Der letzte Beitrag
des Buches unter dem Titel Frauen und Führung zum Wochenabschnitt Wesot
Habracha (Deut. 33:1-34.12) stellt zunächst den Mose des Deuteronomiums als
Führungspersönlichkeit par excellence (S. 273) dar. Als Modell eines
hierarchischen Führungsmodells wohlverstanden. Die Autorin, Alice Shavli,
Dozentin an der Hebräischen Universität in Jerusalem und Mitbegründerin des
Israel Womans Network, stellt dem ein alternatives Führungsmodell
gegenüber, das in den fünf Töchtern Zelophads, Machla, Noa, Chogla, Milka
und Tirza (vgl. Num 27) verkörpert ist. Sie handeln kollektiv, durch eine
Gruppe und für eine Gruppe, sie wählen Konfrontationen vermeidende und
subtile Strategien, sie schaffen Präzedenzfälle und sind dadurch
Rollenmodelle und Vorbilder für einen anderen Führungsstil. Die Werte dieses
Führungsstils, Mitleiden, Sorge, Hingabe, Verbindung, Zusammenarbeit,
Kommunikation, Einigkeit können durchaus auch als Leitmotive für das
Verständnis der Toraauslegungen dieses Buches dienen. Mögen Sie
einflussreiche Inspiration (S. 276) bei der Toraauslegung sein, für Frauen
und Männer.
Peter Zürn
Schweizerisches Katholisches Bibelwerk
Bibelpastorale Arbeitsstelle
Bederstr. 76 8002 Zürich
Tel.: (0041) +44 205 99 60 Mail: info(a)bibelwerk.ch
<http://www.bibelwerk.ch/> www.bibelwerk.ch
Newsletter 20 / Oktober 2007
Liebe Leserin, lieber Leser,
heute möchten wir Sie auf eine ganz neue Dienstleistung hinweisen: unsere
Bibelpastorale Datenbank. In den Veröffentlichungen des Bibelwerks finden
Sie einen riesigen Schatz konkreter Bibelarbeiten, Auslegungen von
Bibeltexten, Hintergrundwissen, Hinweise auf Literatur und Medien und Mit
der Bibelpastoralen Datenbank lassen sich diese Schätze jetzt heben. Sie
finden sie auf unserer Homepage www.bibelwerk.ch <http://www.bibelwerk.ch/>
in unserem Schwerpunktbereich Wir beraten und informieren.
Ihr BPA-Team
Dieter Bauer, Clelia Bianchetti, Bettina Schulze, Peter Zürn
Buch des Monats
Armin Maiwald, Dieter Saldecki, Peter Brandt, Jesus, Jeschua, Iesous.
Illutrationen von Hauke Koch. Reihe Entdeckungsreisen. Arena Verlag Würzburg
2007, 158 S. CHF 26,90 Euro 14,95. ISBN: 978-3-401-054948-8.
Jeden Sonntag um 11.30 Uhr ertönt bei uns zuhause die unverkennbare Melodie
der Sendung mit der Maus mit ihren Lach-und Sachgeschichten. Und jeden
Sonntag lerne ich dabei etwas über die Welt, in der ich lebe: Warum das Meer
blau ist oder wie die Bleistiftminen in die Bleistifte kommen oder... Jetzt
haben Armin Maiwald, einer der Miterfinder der Maus und Dieter Saldecki, der
30 Jahre lang an den Sachgeschichten der Sendung mitgearbeitet und früher
einmal Theologie studiert hat, ein Buch über Jesus geschrieben. Der dritte
im Bunde ist der Fotograf und Kameramann Peter Brandt, der einen
Erfahrungsbericht über das Leben in der Wüste beisteuert. Und wieder lerne
ich etwas. Zum Beispiel, dass Jesus Gleichnisse auf die selbe Art erzählt,
wie in der Sendung mit der Maus die Sachgeschichten erzählt werden. Mit den
ersten drei Sätzen bzw. den ersten 30 Sekunden müssen die Zuhörenden bzw.
Zuschauenden so neugierig gemacht werden, dass sie unbedingt mehr erfahren
wollen. Danach kann das Thema weiter entfaltet werden bis zum ersten
Gipfel oder erstaunten Aha! Anschliessend lässt man den überraschten
Zuhörer bzw. Zuschauer Atem holen und nimmt ihn dann mit bis zum zweiten
und letzten Höhepunkt des Gleichnisses oder der Sachgeschichte (S. 100f.,
die Theorie wird aufgezeigt am Gleichnis vom verlorenen Sohn).
Was mich an diesem Jesusbuch beeindruckt, sind eben die Qualitäten, die ich
auch an der Sendung mit der Maus schätze: an dem anzusetzen, was in der
Lebenswelt von Kindern eben so vorkommt ( Das Kreuz mit diesem Jesus
dran), der Neugier zu folgen und direkte Fragen zu stellen (Wie ist das
nun mit Weihnachten?), komplexe Sachverhalte nachvollziehbar darzustellen
(zum Beispiel die Frage an welchem Tag das letzte Abendmahl stattfand auf
dem Hintergrund des jüdischen Mondkalenders), die Bereitschaft sich und den
Lesenden (ab 10 Jahren) auch Schwieriges zuzumuten und zuzutrauen (etwas
Details über jüdische und römische Prozessordnungen) und die unverkrampfte,
lockere, aber trotzdem verbindliche Sprache (Wie das Kind zur Jungfrau
kam).
Eigentliche Hauptpersonen des Buches sind die vier Evangelisten (die
siegreichen Vier) mit ihren vier unterschiedlichen Geschichten von Jesus.
Ihre unterschiedlichen Zielgruppen und Absichten werden vorgestellt und
immer wieder verglichen. Bei der Rückfrage, was historisch wohl wirklich
passiert ist, werden jeweils verschiedene Möglichkeiten diskutiert und auf
ihre Wahrscheinlichkeit hin bewertet. Das kommt nicht belehrend daher,
sondern lädt zum Selberdenken ein. Entscheidend ist die Wahrnehmung der
Evangelien als gute Geschichten.
Das Buch endet mit einem Kapitel über Pfingsten und Auferstehung in Form
einer Predigt. Diese Pfingstpredigt, von Dieter Saldecki 2006 in der
evangelischen Gemeinde Emsdetten gehalten, macht die Position deutlich, aus
der heraus das Buch geschrieben ist. Es ist die Position des ungläubigen,
besser des zweifelnden, des kritisch nachfragenden Thomas. Sie ist auch
Leitfigur für die angesprochenen Leserinnen und Leser: Menschen, die jede
Autorität nachdenklich befragen, bevor sie sich auf ihr Angebot einlassen.
Ungläubige, die suchen, weil sie keine ewigen Wahrheiten besitzen.
Brauchen wir nicht gerade sie in unseren Religionen? In jeder Kirche, in
jeder Schule, in jedem Kindergarten? Bei uns! Im Nahen Osten? Weltweit?!
(S. 148). Meine Antwort auf diese Fragen ist ein klares JA. Noch mehr als
danach auch noch Raum ist für eine zweite Botschaft in der Geschichte vom
ungläubigen Thomas, für ein berührendes Bekenntnis zur Fähigkeit, der
Wahrheit, auch der bittersten ins Auge zu sehen. Das Unabänderliche
anzunehmen, nur das schafft die Freiheit neu anzufangen. (S. 148).
Das Buch ist sehr schön und aufwendig ausgestattet, mit Bildern aus der
Kunstgeschichte, mit Zeichnungen und Karten und mit farbig abgesetzten
Kästchen mit Fakten und Informationen.
Ein besonderes, beinahe bibliodramatisches Element sind 4 Texte in Ich-Form
von David, der von seinem Kampf gegen Goliath erzählt; von Isaak, der als
alter Mann auf den Schrecken zurückblickt als sein Vater ihn beinahe
geopfert hätte; von Josef, der nach der Geburt des dritten Kindes mit Maria
nach Jerusalem zieht, um im Tempel zu opfern; und von Tobias, dem
Zwillingsbruder des Thomas, der nicht wie sein Bruder zum Jünger Jesu wurde.
Streiten kann man sicherlich über die ausführlich dargestellte These von der
Nähe Jesu und seiner Jünger zum bewaffneten Widerstand gegen die Römer, die
sich durch das ganze Buch zieht. Sie wird allerdings überzeugend begründet
und entfaltet, wirkt auf mich aber insgesamt etwas zu dominant und
monokausal. Dadurch geraten auch die Evangelien, die zunächst in ihrer
jeweiligen Eigenart dargestellt und als gute Geschichten gewertet werden,
immer mehr in den Generalverdacht, diesen politischen, antirömischen Jesus
verschweigen zu wollen, um das christliche Leben unter der Herrschaft des
römischen Imperiums nicht zu belasten. Und noch schärfer: die Evangelien
werden meiner Ansicht nach gegen Ende des Buches zu pauschal als
antijüdische Schriften gelesen, die statt der Römer die Juden für den Tod
Jesu verantwortlich machen. Da legt das Buch zurecht den Finger auf die
dunklen Seiten der Wirkungsgeschichte, ist aber meiner Meinung nach nicht
auf dem aktuellen Stand der theologischen und exegetischen
Auseinandersetzung gerade mit Blick auf das Johannesevangelium, dem wenig
Positives abgewonnen wird. Auch beim Vergleich verschiedener Übersetzungen
eines Bibelverses (die erste Seligpreisung) grundsätzlich ein
begrüssenswertes Element fehlen leider völlig die aktuellen Übersetzungen
(Bibel in gerechter Sprache, Neue Zürcher Übersetzung bei der die
Evangelienübersetzungen ja schon vor 2007 publiziert waren).
Trotzdem ein sehr empfehlenswertes Buch für Menschen von 10 bis 99.
Peter Zürn
Zitat der Woche
"Zwischen dem Erleben einer radikalen Umwälzung und deren Begreifen und
Verständnis besteht aber ganz offensichtlich eine erhebliche zeitliche
Verzögerung."
Joschka Fischer, Die rot-grünen Jahre. Deutsche Aussenpolitik - vom Kosovo
bis zum 11. September, Kiepenheuer&Witsch 2007, S. 9.
Die (Selbst-)Erkenntnis von Joschka Fischer bezieht sich auf die Zeit nach
dem epochalen Umbruch von 1989. Sie ist durchaus für das Verständnis der
Bibel fruchtbar zu machen - etwa mit Blick auf die Zerstörungen Jerusalems
586 v.u.Z. und 70 n.u.Z. und die Folgen für die Entstehung der biblischen
Schriften.
Schweizerisches Katholisches Bibelwerk
Bibelpastorale Arbeitsstelle
Bederstr. 76 8002 Zürich
Tel.: (0041) +44 205 99 60 Mail: info(a)bibelwerk.ch
www.bibelwerk.ch <http://www.bibelwerk.ch/>
Newsletter 18 /September 2007
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Sommer geht zu Ende. Bei uns war sein Ausklang geradezu paradiesisch.
Die Delegiertenversammlung des SKB fand im Paradiesweg statt. Zwar wurde
auch dabei klar, dass das Paradies weg ist wie in der Bibel erzählt. Aber
die Mitglieder des Diözesanverbandes Basel, die uns zwei Tage lang durch
Gartenräume und Gartenträume führen, liessen uns viele berührende Spuren und
Echos des Paradieses im Leben jenseits von Eden entdecken. Wir möchten Ihnen
allen an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich danken. Fotoimpressionen
von der DV gibt es unter: http://www.bibelwerk.ch/index.php?
<http://www.bibelwerk.ch/index.php?&na=4,0,0,0,d,80512,0,0>
&na=4,0,0,0,d,80512,0,0
Ihr BPA-Team
Dieter Bauer, Bettina Schulze, Peter Zürn
Aktuelle Veranstaltungen
Wer bin ich unter Brüdern?
Mit den 12 Aposteln beim letzten Abendmahl (nach Lukas 22,14-30)
Ein Bibliodramaspieltag für Männer
Datum: Montag, 12. November 2007
Zeit: 9.30-16.30 Uhr
Ort: Propstei Wislikofen Aargau
Kosten: 60 Franken plus Mittagessen
Leitung: Urs Solèr und Peter Zürn
Anmeldung und weitere Informationen:
Propstei Wislikofen CH - 5463 Wislikofen
Telefon 056 201 40 40 - Fax: 056 201 40 41
Mail: info <javascript:email('info','propstei.ch')> propstei.ch
Buch des Monats
Brigitte Schäfer (Hrsg.), Im Kraftfeld des Geistes. Biblische Spiritualität
(WerkstattBibel Bd. 11), (Verlag Katholisches Bibelwerk), Stuttgart 2007, 96
S., Kt., 11,80 Eur[D] / 12,20 Eur[A] / 21,90 sFr
ISBN 978-3-460-08511-4
Erhältlich bei der Bibelpastoralen Arbeitsstelle.
Spiritualität ist ein Schlagwort geworden. Und besucht man Buchhandlungen,
so wird man meterweise Bücher finden zu diesem Thema in den Abteilungen
Religion oder Esoterik. Das geht von der Indianischen Spiritualität
bis zur Spiritualität der Steine. Von daher ist der Untertitel dieses
Buches nicht ganz unwichtig, geht es hier doch dezidiert um eine
Spiritualität, die sich aus den Texten der Bibel speist.
Beim Stichwort Texte aber sind wir auch schon mitten im Besonderen dieses
Buches: das Verwobensein der Geistkraft Gottes in den verschiedenen Texten
der Bibel, wo sie so etwas wie den roten Faden bildet, oder um es
theologisch zu sagen: die Inspiration.
Die Autorinnen und Autoren des vorliegenden Buches haben sich über ein Jahr
lang in Bibelwerkstätten mit acht Texten der Bibel auseinandergesetzt, in
denen der Geist Gottes in besonderer Weise eine Rolle spielt. Methodisch
haben sei diese Bibelarbeiten mit Textilien gestaltet. Text und Textil
sind nicht zufällig verwandte Worte. Auch in die biblischen Texte sind
zahlreiche Fäden unterschiedlicher Herkunft verwoben, die gemeinsam ein
Ganzes bilden. Wir versuchen in den Bibelarbeiten dieses Bandes, einzelne
Fäden zu verfolgen ohne das Gewebe selbst dabei aus dem Blick zu verlieren,
schreiben die Autorinnen und Autoren dazu in ihrem Vorwort.
Und tatsächlich: Es ist unglaublich, welche Assoziationen allein der
Versuch, sich dem Geist einmal stofflich zu nähern, auslöst. In ihrer
Flexibilität und Formbarkeit können Stoffe etwas sichtbar machen von der
Dynamik des Geistes. Sie können verhüllen, aber auch durch diese Verhüllung
etwas präsentieren, das dem direkten Zugang entzogen ist. Immer wieder neu
zeigen die Bibelarbeiten Möglichkeiten auf, wie es über das Textil zu
einem Gespräch mit dem Text kommen kann. Dabei werden die folgenden Texte
behandelt:
1 Die Ausgiessung des Geistes über alle (Joel 2,21- 3,2)
2 Gottes Geist verwandelt (2 Kor 3,17-18)
3 Taufe mit Wasser und Geist (Lk 3,1-16)
4 Prüft die Geister! (1 Joh 4,1-13)
5 Ein böser Geist Gottes (1 Sam 16,14-23)
6 Unreine Geister (Lk 11,24-26)
7 Der Geist macht lebendig (Ez 37,1-14)
8 Der Geist Gottes lässt sich nieder auf Ihm (Jes 11,1-9)
Das Buch bietet dazu eine hervorragende Bibeltheologische Einführung (S.
7-22) zum Thema Geist in der Bibel von der Schöpfungskraft in der ersten
Schöpfungserzählung bis hin zu den Geisterfahrungen im frühen Christentum.
Man erfährt in dieser Einführung nicht nur etwas über das Symbol der
Taube, sondern auch über die weibliche Seite des Geistes oder die
Pneumatologie des Paulus.
Wie immer in der Reihe WerkstattBibel bietet dieser Band auch eine solide
Methodische Einführung (S. 23-28), in der Möglichkeiten in der Gestaltung
mit Tüchern aufgezeigt werden, aber auch über die Tücher als soziale Zeichen
reflektiert wird, v. a. wenn es um Kleidung geht.
Zusammen mit den acht Bibelarbeiten für jeweils 2 ½ Stunden, die jeweils
einen knappen Verlaufsplan mit zusätzlichem methodischem Kommentar und
speziellen exegetischen Informationen zum behandelten Text bieten, liegt
hier ein spannendes Bibelarbeitsbuch vor, das absolut inspirierend ist.
Wer Wert darauf legt, dass die zur Zeit so modische Spiritualität eine
biblische Grundlage erhält, sei herzlichst eingeladen, mit diesem Büchlein
zu arbeiten.
Dieter Bauer
Zitat der Woche
"Ungeschadet der Hochachtung, die der Autor vor der historisch-kritischen
Exegese und ihren Vertretern äussert, fehlt es nicht an Kritik, die
entschieden zu harsch zu nennen ist, insbesondere wenn man an den schweren
Stand denkt, den katholische Exegeten bis in die sechziger Jahre hinein
hatten. Selbst wenn man die monokausale Schuldzuweisung für die
Verunsicherung der Gläubigen an die Exegeten zunächst beiseite lässt, so
bleibt doch noch genug, was an seiner Schärfe verwundert."
Rainer Kampling, "Jede Kontroverse um des Himmels willen trägt bleibende
Früchte" (Pirke Avot 5,19) in: Thomas Söding, Das Jesus-Buch des Papstes.
Die Antwort der Neutestamentler, Herder Freiburg 2007, S. 69f.
Schweizerisches Katholisches Bibelwerk
Bibelpastorale Arbeitsstelle
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Newsletter 17 / August 2007
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir melden uns zurück aus den Ferien, sind ab sofort wieder für Sie
erreichbar und fassen uns ansonsten kurz, denn es gibt auch von Anderen
Interessantes zu vermelden: vom Buch des Monats und vom Zitat der Woche.
Ihr BPA-Team
Dieter Bauer, Bettina Schulze, Peter Zürn
Buch des Monats
Ursula Sigg-Suter, Esther Straub, Angela Wäffler-Boveland, und ihr werdet
mir Söhne und Töchter sein. Die neue Zürcher Bibel feministisch gelesen,
Theologischer Verlag Zürich 2007, 160 Seiten, 15 x 22,5 cm, Paperback, ISBN
978-3-290-17399-9 CHF 19,80 EUR 12,80
Zwei starke Gefühle löste die erste Lektüre dieses Buches bei mir aus: Eine
riesige Hochachtung vor der Leistung der Autorinnen und eine tiefe
Enttäuschung über die offenbar geringe Auswirkung dieser Arbeit auf die neue
Zürcher Bibelübersetzung, die gerade erschienen ist. Acht Jahre lang
arbeiteten die drei Autorinnen, als vierte war Katharina Schmocker in den
ersten drei Jahren beteiligt, als offiziell eingesetzte Lesegruppe im
Auftrag des Kirchenrats der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons
Zürich. Das Ziel ihres Auftrags bestand in der Vermeidung
übersetzungsbedingter Diskriminierungen in der neuen Zürcher
Bibelübersetzung. In ihrem Buch legen sie Rechenschaft ab über acht Jahre
intensiver Arbeit. Diese Intensität wird auf jeder der 160 Seiten sichtbar.
Das Buch ist ein wahres Kompendium, wo und wie geschlechtergerechte Sprache
in der Übersetzung der Bibel möglich und geboten ist. Die Bandbreite geht
von der Auseinandersetzung mit inklusiver Sprache in Personenbezeichnungen
und in Pronomina über das Sichtbarmachen von Frauenwelten und das
Nicht-Überbewerten von Männerwelten, über hierarchische Beziehungen und die
Sprache der Gewalt, über die Darstellung von Sexualmoral bis hin zu
theologischen Fachbegriffen wie Gnade, Fleisch, Geist, Sünde und Versuchung.
Nicht nur die reine Übersetzung von Bibeltexten kommt in den Blick, sondern
auch die mindestens genauso prägende Formulierung von Überschriften und
Zwischentiteln. Die Auseinandersetzung mit Hunderten einzelner Bibelstellen
wird in übersichtlicher Weise dargestellt: Tabellen mit jeweils drei Spalten
führen links die Bibelstelle an, in der Mitte die Übersetzung der Neuen
Zürcher Bibel (NZB) und in der rechten Spalte den Alternativvorschlag der
feministischen Lesegruppe. Die Tabelle hat nur zwei Spalten, wenn der Text
der NZB mit dem Vorschlag der Lesegruppe übereinstimmt. Ein erstes Blättern
zeigt den enttäuschenden Befund, wie selten sich zweispaltige Tabellen
finden. Die Autorinnen selbst fassen zusammen: Leider fanden nur sehr
wenige unserer Vorschläge Eingang in die neue Zürcher Bibelübersetzung
(Vorwort S. 5). Selbst da, wo durchaus Übereinstimmung besteht, ist die
geschlechtergerechte Übersetzung nicht an allen Stellen durchgeführt. So
wird der Vorschlag der Lesegruppe den Ausdruck Herr sein oder herrschen
mit Macht haben zu übersetzen, an drei Stellen im Römerbrief (6,9; 6,14;
7,1) aufgenommen der Tod, die Sünde, das Gesetz herrschen nicht mehr,
sondern haben keine Macht mehr Christus bleibt aber der Herr über Lebende
und Tote (Röm 14,9). Sicher lässt sich über jeden Übersetzungsvorschlag der
Lesegruppe diskutieren und streiten. Die Autorinnen selbst rechnen nicht
damit, Seite für Seite die Zustimmung der Leserinnen und Leser zu gewinnen
(Vorwort S. 5). Sie verstehen ihr Buch als Anregung zur Diskussion über die
feministischen Anliegen an eine Bibelübersetzung. Ihre herausragende
Leistung besteht darin, dass sie es möglich machen, diese Diskussion in der
grösstmöglichen Konkretion zu führen, direkt am genauen Wortlaut der
Übersetzung und mit Blick auf eine Fülle von Möglichkeiten und Varianten:
alle statt jeder, niemand statt keiner, Glanz statt Herrlichkeit, regieren
statt herrschen, Lehrer statt Meister, Unzucht treiben statt zur Dirne
gehen, in die Irre führen statt verführen, Lohn statt Sold und viele mehr.
Die Vorschläge der Lesegruppe sollen Raum öffnen für weitere Lösungen und
sprachschöpferische Ideen. So ist das Buch denn neben dem
Rechenschaftsbericht der Lesegruppe auch ein Nachschlagewerk und eine
Arbeitshilfe zur Auseinandersetzung mit der Bibel und ihrer Übersetzung im
Blick auf Gottesdienste, Bibelgruppen oder das persönliche Studium. Dem
dienen das Bibelstellen- und das Stichwortregister aufs Beste.
Leider umfasst die Darstellung nur das Neue Testament. Etwas unklar bleibt
das Warum: Aus verschiedenen Gründen ergab sich keine Zusammenarbeit mit
der Übersetzungskommission AT trotz klarem Auftrag des Kirchenrates (S.
13). Da sich die Autorinnen aber vor allem am deutschen Sprachgebrauch
orientieren, halten sie die Übertragung ihrer Beobachtungen und Resultate
auf das Alte Testament für möglich.
Die Lesegruppe war nicht direkt am Übersetzungsprozess beteiligt. Ihre
Arbeit ist also nicht direkt mit der Übersetzung der Bibel in gerechter
Sprache vergleichbar. Die Vielfalt von Übersetzungsvorschlägen und Varianten
wird aber auch die Auseinandersetzung mit der Bibel in gerechter Sprache
bereichern. Überaus spannend liest sich der Streit um das, was Texttreue
bei der Übersetzung bedeutet (S. 13f). Die Übersetzungskommissionen der
Neuen Zürcher Bibel waren der Ansicht, eine feministische Übersetzung sei
mit Texttreue nicht vereinbar. Die Autorinnen erkennen die Differenz eher im
unterschiedlichen Verständnis, was textgetreu genau bedeutet. In der
Einleitung verorten sie sich in der innerbiblischen Textauslegung, wie sie
Paulus vornimmt, wenn er sich auf einen Satz aus 2 Sam 7,14 bezieht, den
Gott an David richtet: Ich werde ihm Vater sein und er wird mir Sohn sein.
Bei Paulus wird daraus im Blick auf die Gemeinde in Korinth: und ihr
werdet mir Söhne und Töchter sein (2Kor 6,18). Auf dem Hintergrund von
Paulus Verständnis von Texttreue arbeitet die feministische Lesegruppe zur
neuen Zürcher Bibelübersetzung daran, dass die Frauen in der biblischen
Überlieferung nicht vergessen gehen. Peter Zürn
Zitat der Woche
"Seit die Individuation Zwangsarbeit eines jeden geworden ist, hat sie ihr
Individuelles verloren. Sie gleicht der Aufgabe, bei der Warenauswahl
jeweils unter einer Vielzahl von Marken wählen zu müssen. Dabei ist die Wahl
nicht frei von Rahmenbedingungen. Im postmodernen Supermarkt stehen die
teuren Waren noch immer ganz oben im Regal. Nach ihnen muss man sich recken
und strecken und nicht jeder kommt an sie heran. Die meisten wählen, was auf
Augenhöhe gestellt ist - und Bückware, wenn niemand hinschaut. Neu ist, dass
dieser Supermarkt auch Religion führt. Früher ... gehörte sie nicht zum
Angebot ... Heute ist sie einsortiert, in diesen Genussregalen in einer
eigenen Nische, zwischen Süssigkeiten und Alkohol. Es gibt sie in den
unterschiedlichsten Qualitäten und Preisklassen, wie alles. Manche
Markenhersteller wünschen sich eine andere Einsortierung: Gehört für sie
Religion doch zu den Grundnahrungsmitteln, also zu Brot und Fleisch (?).
Andere wiederum möchten sie bei den Zeitschriften sehen oder (in
Touristenorten) in den Ständen der Stadtpläne und Führer, als
Orientierungsmaterial. Einige Feinkostläden und kleinere Fachgeschäfte
richten sich auch nach diesen Herstellerwünschen. Sie bedienen eine
spezielle Kundschaft, die für Religion noch eine Menge auszugeben bereit
ist. Aber im Mainstream liegt das nicht. Religion gilt als Zusatz zu
Freizeit und Wochenende, wie Theater und Museen. Es ist durchaus Prestige
fördernd, wenn man selbst welche im Keller hat. Aber wenn sie zu sehr in den
Mittelpunkt rückt, wenn sich alles um sie zu drehen beginnt, wirkt das bald
peinlich, wie Alkoholismus."
Gregor Taxacher, Ausweglose Geschichte - Ausgang: Religion? Vom Trauma, das
fliehen lehrt, in: Evangelische Theologie Heft 3 2007, S. 186.