Wegwort vom 5. November 2007
Gesegnet auf unserem Weg (Psalm 128)
Ich will meinen Weg gehen! haben wir vielleicht in der Pubertät unseren
Eltern trotzig zugerufen oder für uns gedacht. Obwohl wir noch gar nicht
gewusst haben, wie unser Weg aussieht. Aber wir haben Wege ausprobiert. Und
wir alle sind immer noch daran, unsere Wege zu gestalten, unsere eigenen
Wege.
Manchmal aber packt uns die Unsicherheit:
Bin ich noch auf dem richtigen Weg?
Ich habe Angst vor dem nächsten Wegstück!
Wie wird mein letzter Weg aussehen?
Ich bin so allein auf meinem Weg!
Was dann?
Da wird der Segen wichtig. Ich habe Segen zum ersten Mal in seiner Tragweite
wahrgenommen, als mir aktiv aufgefallen ist, dass meine Mutter mich nie ohne
ein Bhüet Di Gott! gehen liess. Gott behüte dich! Das heisst: Gott ist
mir dir auf deinem Weg. Du bis nicht allein. Du kannst auf dem falschen Weg
sein. Er bleibt bei dir und will dir die Kraft schenken, auf den richtigen
Weg zurück zu finden. Im 128. Psalm heisst es: Wohl einem jeden, der den
Herrn fürchtet und auf seinen Wegen geht! Der Herr segne dich. (Ps 128.1,
5a)
Als Pfarrer habe ich einmal in einem Gottesdienst den Schlusssegen
vergessen. Die Gottesdienstbesucher haben sich sofort gewehrt. Und eine Frau
hat mir zugerufen: Herr Pfarrer, ohne Segen gehen wir nicht!
Das ist gut Botschaft. Und ich wünsche mir, dass gar niemand von uns ohne
Segen seine Wege gehen muss. Wir brauchen immer wieder die Zuversicht, die
Gewissheit, den Mut und die Kraft, die er uns schenkt.
Gott möge uns segnen und behüten. Amen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann, Sr. Zoe Maria Isenring, Sr. Anna Affolter,
Susanne Wey
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Wegwort vom 30. Oktober 2007
Sehnsucht und Hoffnung (Psalm 126)
Das Schicksal kann uns auf die schlimmste Weise plagen. Das Volk Israel hat
das erlebt, als es 587 vor Christus in die babylonische Gefangenschaft
geführt wurde. Und wo das Schicksal uns plagt, wächst die Sehnsucht, dass
die Dinge wieder ins richtige Gleis kommen. Der 126. Psalm ist ein Lied der
Sehnsucht von Schicksalsgeplagten. Und er ist heute noch für jede jüdische
Familie das Sabbatgebet. Und weil dieser Psalm auch für uns
Schicksalsgeplagte wichtig werden kann, möchte ich ihn als Ganzes vorlegen:
Wenn der Herr Zions Schicksal wendet,
wird es uns vorkommen wie im Traum.
Unser Mund wird sich mit Lachen füllen,
unsere Zunge wird verzückt jubeln.
Bei den anderen Völkern wird man sagen:
Der Herr hat viel für sie getan.
Ja, der Herr hat viel für uns getan,
darum sind wir froh.
Wende unser Schicksal, Herr,
so plötzlich, wie im Südland Bäche auftauchen.
Wer mit Tränen sät,
kann mit Freuden ernten.
Wir sind weinend weggezogen und haben die Saat gestreut;
Wir kommen jubelnd zurück und richten unsere Garben auf.
Ich wünsche allen, die vom Schicksal gebeutelt sind, dass ihnen die Worte
dieses Psalms in den Sinn kommen. Und dass sie mit anderen an einem
Tisch ihre Sehnsucht nach Veränderung, ihre Hoffnung nach Erlösung stärken
können.
Mit freundlichen Grüsse
Ihr Bahnhofkirche
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