Weg-Wort vom 17. Mai 2012
Auffahrt
In der Kirche gibt es Feste, die nicht ganz einfach zu verstehen sind. Für
viele Menschen gehört die Himmelfahrt Jesu dazu! Was wollten die Vorfahren
des Glaubens uns wohl mit diesem Fest sagen?
Ein bekannter Spruch heisst: "Wer die Erde nicht berührt, kann den Himmel
nicht erreichen." Gilt wohl auch die Umkehrung? Wer den Himmel nicht
berührt, kann die Erde nicht erreichen, beziehungsweise kann auf der Erde
nichts bewirken. Kein Karriereweg ist gemeint, nein, sondern ein
solidarisches Leben im Mit- und Füreinander. Wir müssen in Berührung sein
mit dem, was uns trägt. In Berührung sein mit Gott und den Menschen, den
Wolken und den Sternen. Das hilft uns das Ziel vor Augen zu halten. Himmel
und Erde sind unverzichtbar. Auf der Erde können wir ein Stück Heimat
erleben. Und der Himmel möge uns einmal ganzheitlich beherbergen und
aufnehmen, uns die neue Dimension sein.
Ein Gedicht hat das wunderbar ins Bild gebracht:
die erde
aufbrechen
bis der himmel
uns durchtränkt
und die grenzen
schwinden
zwischen hier und dort
Die Erde aufbrechen, Beziehungen umgraben, Verkrustungen aufweichen, solange
bis der Himmel uns durchtränkt, bis er alles feucht und fruchtbar macht.
Dann verschwinden die Grenzen zwischen Himmel und Erde und werden
durchlässig. Das erlebe in tiefen Gesprächen mit Menschen, die dem Tod nahe
sind. Sie können manchmal Empfindungen und Zustände schildern: denn der
Himmel lässt sich berühren. "Die Erde aufbrechen, bis der Himmel uns
durchtränkt." Das Aufbrechen der Erde passiert in der Liebe. Der Himmel ist
immer vor uns. Der Himmel ist ein Licht, das uns anstrahlt, das uns gewinnen
will, das uns verwandelt. Wenn wir lieben und am Leben anderer teilhaben,
spüren wir schon heute ein Stück Himmel auf Erden.
Mit freundlichen Grüssen
(c) Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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