Weg-Wort vom 25. August 2008
Schuld und Vergebung
Sie kennen die Geschichte aus dem Alten Testament: Josef, der Lieblingssohn
des Jakob, wurde von seinen Brüdern verraten und verkauft. Der Plan der
Brüder geht aber nicht auf. Er wird von Gott umgeplant (M. Buber). Josef
erfährt den rettenden Gott.
Anders kommt es auch bei den Brüdern Josefs. Jahrzehnte leben sie ihr Leben.
Doch lange verdrängt, kommt schliesslich die Wahrheit ans Licht. Nach Jahren
des Verdrängens holt der Fluch der bösen Tat die Brüder ein. Um in der
Hungerkatastrophe zu überleben, müssen sie nach Ägypten gehen und sich dort
Josef und der alten Schuld stellen. Ein neuer Horizont tut sich auf. Mit dem
Wort der Vergebung gewinnen sie eine neue Zukunft. Nicht nur durch Brot
allein, sondern auch in neuer Freiheit!
Josef vergibt seinen Brüdern und ermöglicht ihnen und auch sich eine
neue Perspektive. Brot für alle und eine gemeinsame Zukunft stehen offen.
Durch Gott hatte Josef seine Rettung erfahren. Nun vergibt Josef seinen
Brüdern. Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren
Schuldigern, beten wir im Vaterunser. Leben aus Vergebung. Nur so geht es.
Man könnte fragen, ob die Brüder nicht einfach nur taktisch sehr geschickt
waren. Ist ihre Reue wirklich von Herzen? Jahrelang konnten sie anscheinend
gut mit dieser Schuld leben. Erst als sie vom hohen Ross gefallen sind, als
sie hungerten, als die nackte Angst sie packte, da fingen sie an zu bereuen.
Das kann einen stutzig machen. Josef prüft die Ehrlichkeit seiner Brüder
nicht weiter. Er vergibt. Er vertraut. Und schafft so die Grundlage für die
Zukunft.
Vergebung meint weder, alles zuzudecken, unter den Teppich zu kehren. Sie
ist kein Schwamm drüber. Noch versucht sie, bis ins äusserste, winzigste
Detail alles aufzudecken, damit den anderen festzunageln, Schuld haarklein
aufzurechnen. Wahre Vergebung ist ein ehrliches Ansehen der Schuld, eine
Reue und findet den Weg zurück ins Leben. Menschen befreit sie. Sie können
dank ihr wieder aufrecht und froh gehen. Dankbar sind sie dann für die
erfahrene Gnade Gottes und das Vertrauen, das Gott in den Menschen setzt.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Roman Angst, Toni Zimmermann
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